Zusammen mit Imi-san von Ostrich wird Rinko-Tasche für den Gebrauch in Europa entwickelt. Wir sammeln die Erfahrungen. Erster Feedback kam von einem PBP-Teilnehmer. Für sein Rad wurde eine Prototyp-Tasche gebaut, in die auch großes Rad(Rahmengröße 630mm) reinpasst. Normal erhältliche Rinko-Taschen in Japan sind max. bis zum Rahmengröße 580mm ausgelegt. Für hiesigen Gebrauch müßte die Tasche mehrere unterschiedliche Größen haben.
Sein Rad ist für Rinko vorbereitet, d.h. Lenker-Vorbaueinheit wie Gabel ist leicht abnehmbar, alle Zuganschläge sind mit Schlitze versehen wegen Ergopower. Hinteres Schutzblech ist trennbar. Zerlegt und geschickt zusammengebunden wird das ganze Fahrrad recht kompakt in der Abmessung. So läßt sich das Rad problemlos in die Bahn mitnehmen, auch ICE/TGV usw. Auch in normalgroße Auto wird es reinpassen und macht den Innenraum nicht dreckig(was auch bei der Mitnahme in die Bahnzüge Pflicht ist).
Zerlegen und Aufbauen vom Fahrrad ist eine Übungssache. Routinierte Fahrer werden in 20 Minuten das schaffen. Jeder entwickelt seine eigene Technik. Die Tasche ist aus einem leichten aber stabilen Stoff so daß sie beim Radeln ganz klein gefaltet mitgenommen werden kann. Rinko und Rinko-Tasche erweitern den Randonneures ihre Reisemöglichkeiten.
Archiv für den Monat: September 2019
auf Kocher-Jagst-Radweg pt. 3 Schwäbisch Hall
Rückweg nach karlsruhe wählte ich die Route, Langenburg/Bächlingen – Nesselbach – Orlach – Braunsbach, dann Kocher entlang bis Schwäbisch Hall. von dort mit der RE nach Heilbronn, dann mit S4(Tram) nach Karlsruhe.
Wie das Höhenprofil zeigt, 3km von Bächlingen bis Nesselbach ist ca. 10% Steigung(Serpentine).
Wenn man Nesselbach ankommt, dann ist die Tour so gut wie fertig. der Weg zum Kocher/Braunsbach habe ich die Strasse gewählt, nicht den Radweg. Hier auf Hochebene kann man gut Tempo machen, und geht ab Orlach steil bergab. Schnurgerade und 12 %. Ohne Bremsen erreicht man 70kmh. Ich kann kein Foto machen, weil ich mit beiden Händen Lenker halten muß. Vor dem Ortseinfahrt aber gibt es eine scharfe Kurve. Gute Bremsen sollte man haben. Für Radfahrer gibt es einen weniger steilen Radweg mit Serpentinen.
Am Kocher geht es unspektaklär weiter. Obwohl, der Anblick auf Kochertalbrücke der A6 ist schon recht eindrucksvoll.
Hier am Kocher sehe ich mehr Radtouristen als an der Jagst. Die Meisten sind mit einem E-Bike unterwegs. Ich komme leicht zum Grübeln,, Kocher-Jagst-Radweg beinhaltet viele kurze aber steile Abschnitte, die für einen normalen Radfahrer recht anspruchsvoll sind. Mit E-Bike natürlich ist es kein Problem. Aber wenn ein Radweg basierend auf der Leistung des E-Bikes konzipiert und gebaut werden sollte, was in naher Zukunft durchaus realistisch werden könnte, hat ein Normalradfahrer ohne E-Zusatzantrieb oft Problem.
Der Radweg ist recht gut beschildert, so daß man auch ohne Karte/Navi nicht so leicht verloren gehen kann. Und ich bin schon in Schwäbisch Hall in 1 1/2 Stunden. Diese Stadt kenne ich schon, aber schaue den alten Stadtkern an. Sie war reich, wegen des Salzhandels. Die Stadt liegt am Hang, bis Flußeben hinunter, sieht hübsch aus mit ihren zahlreichen alten prächtigen Bauten. Heute prosperiert sie wegen Tourismus, Würth-Kunsthalle und Bausparkasse? Auf alle Fälle ist diese Stadt lebhaft, traditionsbewußt und sehehnswert.
Der Bahnhof ist etwas schäbig. DB hat scheinbar keine Lust, hier etwas zu investieren. Hauptlinie hält hier nicht, sondern am benachbarten Hessental. Mit einem schienenbusähnlichen Dieseltriebwagenzug aus Crailsheim fahre ich nach Heilbronn. Dort sehe ich einen Velo-Taxi stehen, meine alte Design-Arbeit. Das war mein Übergang von der Autoindustrie zur Fahrradmanufaktur. Es ist bereits 20 Jahre her,,
Vor dem Bahnhof ist noch ein Bahnhof für Tramzüge. Hier machen die Trams wie S4 Überlandfahrten als Eilzug. In anderthalb Stunden bin ich in Karlsruhe. Es war eine lockere Tour.
auf Kocher-Jagst-Radweg pt. 2 Kirchberg
Ausfahrt von Bächlingen nach Kirchberg an der Jagst. Gerade 2x15km. Anfangs angenehm entlang Jagst. Ab Hessenau wird hügelig, da die Radroute Jagst verläßt.
HIer fließt Jagst gemächlich, es ist sehr seicht und die Flueßgeschwindigkeit recht langsam. Es gibt viele Fische, auch einige größere. Der Fluß hat sich schnell erholt von der Katastrophe vor 3 Jahren.
Von Hessenau muß man zum Dorf Leofels hochfahren. Es ist aber nicht lang. Hier verläßt man Jagst. Es gibt Waldwege, die sich weiter entlang Jagst verläuft und sich ab Diembot in Talstrasse münden. Hier muß man aber auch mit Steigung(etwas weniger) und schlechteren Wege rechnen. Auf der Steigung finde ich ein frisch getötetes Eichhörnchen auf der Strasse. Wahrscheinlich vom Auto gefaßt. Bei steiler Bergabfahrt könnte das auch mit Fahrrad passieren.
Ich fahre die Burg Leofels vorbei, und der Ausblick öffnet sich.
Hier klaue ich wieder Apfel vom Baum und mache eine kleine Pause. Äpfel schmecken von jedem Baum anders, und welche an der Sonnenseite hängen, schmecken besser.
Die Landschaft wird gleich wellig. Nach mehrmaligen großen Auf und Ab kommt man Kirchberg an. Die Altstadt liegt wie eine Festung auf einer Anhöhe.
Die Lage ist typisch für die alte vermauerte wehrhafte Kleinstädte. Langenburg ist es auch, Krautheim, Jagsthausen genauso. Aber die Dichte und Kompaktheit von Kirchberg erinnert mich ein wenig an Rothenburg. Hier sind Tore und Mauer vorhanden, darin dicht gebaute alte Häuser, Schloß(-burg) und Kirche. Eine Miniaturausgabe von Rothenburg,, Von hier bis Rothenburg ist gerade 30 bis 35km, je nach Routen. So kann man von Jagst- auf Tauber-Radweg umsteigen. Und was noch erwähnungswert ist, gibt es hier, seit langem und immer noch, ein Kino, und einen Bioladen. Früh haben Künstler hier angesidelt.
Es gibt auch Cafés und Restaurants, auch Hotels(Schloß ist auch teils ein Hotel). Ein touristisches Zentrum dieser Gegend. In der Tat sehe ich etwa 15 Radtouristen. Das kommt mir jetzt viel vor. Auch ich mache hier Mittag, bei Café Alte Post, Maultasche in Fleischbrühe, und reichlich Sprudelwasser. Als Mittagstisch für Touristen ist es akzeptabel.
Nach dem Essen fahre ich zurück, diesmal via Lendsiedel. Auf einem Hang lege ich mich auf die Wiese hin und mache kleines Nickerchen, eine Verdauungspause.
Eine kleine Abkürzung durch den Wald, dann bin ich schon unten auf Flußebene. Diese Gegend ist sicher strukturschwach. Die Landschaft ist aber wirklich lieblich.
Kocher-Jagst-Radweg pt.1 Öhringen-Bächlingen
Für Sommerpause fahre ich nach Hohenlohe. Von Berlin aus war das eine lange Reise mit der Bahn. Nun, aus Karlsruhe könnte man ganze Strecke mit dem Rad fahren. Die kürzeste Strecke wäre weniger als 140km. Ich bin aber müde von der Arbeit,, So dachte ich, ich fahre die halbe Strecke mit der Bahn, dann radle ich den Rest. Ich schaue die Karte und Bahnanbindungen. Ich lasse Kraichgau links liegen, steige Heilbronn oder Öhringen aus. Wenn radeln, dann schöne Route. Das wäre freilich Kocher-Jagst-Radweg. Von Heilbronn aus könnte man fast ganze Zeit Flüsse entlang radeln. Das bedeutet, es ist fast immer angenehm flach. Von Öhringen aus muß man erst zum Kocher, dann zur Jagst eine Querverbindung fahren. Das bedeutet eine ziemlich steile auf und ab. Nach Überlegung mache ich die Route fest. Ich möchte Öhringen anschauen, deshalb von dort losradeln. S4 fährt auch bis Öhringen. 5:30 Karlsruhe Hbf. ab ist auch eine gute Zeit. Dann entlang Flüßchen Ohrn bis Ohrnberg, von dort entlang Kocher bis Sindringen, dann hoch hinauf und hinunter zu Jagsthausen. Danach immer Jagst entlang bis Langenburg/Bächlingen. Mit Orte Anschauen knapp 80km, gut überschaubare Strecke. Es geht los.
Der Tag ist bereits kürzer geworden. Erst gegen 06:30 geht die Sonne auf. Wetterbericht sagt einen heissen Tag voraus. Ich möchte früh starten und ans Ziel kommen. Tram-S-Bahn fährt wacker mit hohem Tempo(etwa 100?). In Heilbronn hat die Strecke Strassenbahncharakter. Danach fährt der Zug wieder als Überlandbahn. Öhringen, 07:30. Die Stadt ist noch nicht ganz wach. Im alten Stadtkern sind viele intererssante Bauten vorhanden.
Ohrn ist ein kleiner Fluß, der in Ohrnberg in den Kocher mundet. Es gibt entlang Ohrn einen schönen Radweg. Schmale Felder sind feucht. Die Sonne ist noch tief, die Luft sehr frisch. Hände mit Halbhandschu frieren fast.
Ab Ohrnberg fahre ich entlang Kocher und Kocherkanal. Dieser Abschnitt Vogelhalde Sindringen-Ohrnberg ist ein Naturschutzgebiet und wirkt ziemlich menschenleer. Ich sehe auch kaum Radfahrer.
Ab Sindringen verlasse ich Kocher und fahre die Querverbindung zu Jagsthausen, d.h. in 6km 150m hoch und wieder soviel unter. Das ist gefühlt 8%(ich weiss nicht, wie steil es wirklich ist) Steigung und Abfall. Das geht noch gut. Oben auf dem Kamm knallt die Sonne schon. (das erste Foto unten ist rückblickend,,)
HIer oben klaue ich 2 Äpfel vom Baum und geniesse den weiten Blick bis Widdern, wo die Autobahn die Jagst überquert. Dann sause geschwind unter bis Flußebene.
Jagsthausen liegt auf kleiner Anhöhe, besteht hauptsächlich aus Schloß und Burg. Es ist noch zu früh, kein Lokal ist offen. Jetzt sehe ich einige Radtouristen.
Von hier geht es ziemlich flach und angenehm entlang Jagst. Ich biege gleich ein in Berlichingen. Hier wurde Götz von Berlichingen geboren, den Goethe frei nach seiner Vorstellung für seine Erzählung modellierte. Es war sicher eine interessante Zeit, wo hier Krieg, Fehde und Intrige Alltag war. Du hast mich beleidigt, so mache ich Dich platt, so ungefähr? Die Mächte hatten, oder stellten selber, Freibrief. Das ist vielleicht heute noch so, nur „wie“ hat sich geändert,, Aber dieser Ort ist ganz unscheinbar. Ich fahre weiter.
Gleich kommt Kloster Schöntal. Er ist prächtig und wirkt auch mächtig. Wie wichtig Kloster war, als Zentrum des Wissens, der Technik und der Macht, spürt man deutlich. Hier gibt es im Sommer, als Teil von Hohenloher Kultursommer, viele Konzerte. Es ist noch Vormittag. Gerade wird ein Violinstück geübt. Ich setze mich ins Kloster-Café, nehme eine Tasse Kaffee und Walnußtaler. Es gibt große Kuchenauswahl hier, vorbereitet für den Besucherdrang am Nachmittag. Oleander und andere blühen im Innenhof. Nur ein Paar Radtouristen, sonst sehr ruhig.
Übrigens, es gab hier eine Schmalspurbahn, Jagsttalbahn, zwischen Möckmühl und Dörzbach, die in Möckmühl mit der DB Anschluß hatte. Seit 1988 steht der Betrieb still. Diese Bahn ist noch nicht stillgelegt, und es gibt Willen mancher orte und Interessenten, diese bahn wiederauferleben zu lassen. Aber die zu beteiligende Kommunen können sich nicht einigen so daß Wiederinbetriebnahme recht schwierig scheint. Mehr sich an Necker orientierte, und industriell prosperierende Stadt wie Möckmühl hat scheinbar kein Interesse daran. Auch Krautheim, vielleicht zu nah an Dörzbach, was der Hauptpunkt der Bahn ist, gelegen, ist dagegen. Die Trasse zwischen Möckmühl und Widdern ist bereits abgetragen und daraus entstand ein Radweg. Widdern bis Dörzbach ist die Gleise meist noch vorhanden, und sieht man sie oft vom Radweg aus.
Ich lasse mehrere Orten links liegen und fahre in Ruhe mit konstantem Tempo. Ich gewöhne mich an die Landschaft. ich komme gut voran.
Dann bin ich schon in Dörzbach, wo ich die gebliebene Eisenbahnanlage anschaue. Es sind noch viele Fahrzeuge vorhanden. Zum Restaurieren brauchen sie aber viel zeit. Ich hoffe, es wird hier irgendwann wieder Züge fahren.
In Dörzbach gibt es auch ein Schloß. Es wirkt etwas unzugänglich versteckt, auch wenn hier Veranstaltungen gibt. Im Vorhof stehen nette Häuser.
Eventuell wollte ich hier ein Mittag machen. Aber nichts wirkt einladend. So beschliesse ich, weiter zu fahren, und unterwegs Würstchen zu essen, was ich mithab. Diese Bauernringle, was ich Karlsruhe gekauft habe, kommt auch von Hohenlohe. Hier gibt es bekannten Bauernverbund „Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall“, die mittlerweile überall in Deutschland mit ihren Produkte vertreten ist.
Langsam wird der Tal oft enger und der Radweg auch etwas welliger. Es wird nicht langweilig hier. Und ich sehe einige Radfahrer mehr, aber immer noch recht wenig. So etwa einen Radfahrer/eine Radlergruppe pro halbe Stunde,, Es ist doch noch Ferienzeit hier im Süden. Natürlich ist es angenehm für mich, viel besser als volle Radwege wie an der Elbe.
Ziel ist nah. An der Brücke bei Oberregenbach ruft ein Radtourist, „Herrliche Landschaft hier!“. Ja! Bald sehe ich das Schloß von Langenburg. Dann bin ich gleich in Bächlingen.
Zum Eis radeln
Hier im Dorf gibt es keinen Laden. Nur an Sommerwochenenden wird an der Mühle Getränke verkauft. Im Umkreis gibt es einmal Schafsmilcheis beim Schäfer Fischer. Dann vier Dörfer weiter gibt es einen Bauer, der aus Rohmilch Eis macht. Beiden sind personallose Buden, wo man die Ware einfach rausnimmt und das Geld in einen Kasten reinschmeißt. Zum Eis Radeln nach Hessenau ist gerade 8km direkt an der Jagst und schön für die ganze Familie. Nach dem Mittagsnickerchen geht es los.
Eine junge Mutter fährt großen Trekker aufs Feld. Auf dem Beifahrersitz ist ein hübsch gekleidetes Mädchen, mit einem Korb auf dem Schoß. Wollen sie Picknick machen, vielleicht einen Geburtstag feiern? Landleben kann schön sein, auch wenn die meisten Kleinbauer es recht schwer haben.
Der Weg, Teil von Jagstradweg, ist schön zum Radeln, abwechselungsreich, mal etwas nach oben, mal direkt am Fluß.
Hessenau ist erreicht, wir fallen der Eistruhe her, Mango, Joghurt, Himbeer, Erdbeer, lecker. Die Bäuerin kommt, und erzählt wie schwer sie mit der Lebensmittelbehörde hat. Etiketten müssen aus bestimmtem Material, in bestimmten Größen mit bestimmten Schriftarten versehen sein, was Bauern sicher oft überfordert und Direktverkauf erschwert. „Man solle die Menschen nicht zum Verzehr von Rohmilch verführen“ hieß es weiter. Verzehr von Rohmilch sei Infektionsrisiko. Manche Texte darüber scheinen mir ein wenig wie Angstmacherei. Ich hatte schon oft Rohmilch bei Bauern getrunken. Bisher habe ich sozusagen Glück gehabt,, Wir schauen auch Stall an, und die neugeborenen Kälber. Mädels sind wie immer bei Tieren entzückt. Dieser Bauer macht auch Weideeier. Das ist seit einiger Zeit Mode. Bei dieser Haltung kostet ein Ei für den Bauer so um 25 Cent. Kein Wunder, daß diese Eier teuer verkauft werden müssen, sind aber lecker, finde ich. Ich esse Eier ein, zwei Mal in der Woche. Dann ist Weideei gut denkbar/machbar.
Glücklich radeln wir zurück. Wir wollen noch in der Jagst baden.