Na, was für eine Aussage?! Und das erst jetzt? Nun, ich möchte die Folge der Weiterentwicklung des E-Bikes weit ausdehnen versuchen. Da ich lesefaul bin, kenne ich keine Literatur, die sich nicht mit den E-Bike an sich, sondern sich mit dem Einfluß des E-Bikes auf weiteren gesellschaftlichen Ebenen beschäftigt. Ich werde einfach und naiv drauf loslegen.
Unterstützung durch E-Motor verändert das Fahrrad gewaltig. Das Prinzip, Fahrrad sollte möglichst leicht sein, gilt hier nicht mehr. Das ermöglicht den E-Bikes weitere Entwicklung(Mutation?) und Erschließung zu. Cargo-Bikes wird für viel mehr Menschen interessant, können mehr Zuladung(größer und schwerer) vertragen. Tandems würden Renaissance erleben. E-Bikes für mehrere Personen(Passagiere) wären gut denkbar(wenn Gesetzgebung geändert wird). E-Bikes mit Wetterschutz(Dach, Windschutz usw.) würden möglich, sogar welche mit leichter Karosserie(z.B. steif gefaltete Alufolien) wären denkbar. Komfortsteigerung wie Heizung/Kühlung würde auch denkbar. Steuerung für die Stabilisierung des Fahrzeuges könnte man einbauen. Lenkung by Wire(d.h. ohne mechanische Verbindung zwischen Lenker und das Rad) würde auch möglich. Dann würden solche fahrzeuge ziemlich anders aussehen als herkömmliches Fahrrad.
Berliner Velotaxi(City Cruiser) wiegt knapp 100kg samt Motor und Akkus. Damit können alle Berliner Steigungen(ausgenommen Teufelsberg o.ä.) samt Passagiere gefahren werden. Ursprünglich gab es Plan, Velotaxifahrzeug in großem Stil als Lastenrad einzusetzen, wie für Post, Hermes usw.
Wohin führt solche Gedanken? Ja, E-Bikes werden in manche Stammbereiche des Automobils eindringen und Autos verdrängen. Solange Muskelkraft mit im Spiel ist, sind sie kein Automobil. Sie sind für mich auch kein Fahrrad mehr. Sie sind dann etwas neues, für die auch neue Bezeichnungen gefunden werden müssen. Automobilhersteller würden Absatzzahlen reduzieren müssen, und vielleicht selbst ins E-Bike-Geschäft einsteigen. Motorradhersteller, deren Absatz seit langem stagniert, könnten ihre Know-Hows in die neue Bereiche einsetzen. Yamaha z.B. baut schon lange Fahrräder mit Elektromotorunterstützung. Es könnte unterschiedliche Kategorien entstehen. Führerscheine wie Eignungstests könnte notwendig werden. Kennzeichnung vom Motorisierungsgrad würde eingeführt.
Nicht nur in den Städten,, auch auf dem Land würde E-Bike das Leben ändern. Es gibt viele Orte, in den kein Ladengeschäft ist und zum Einkaufen 20km Fahrt notwendig ist. Hier ist das leben heute ohne Automobil unvorstellbar. Mit komfortable E-Bikes würde es anders. Zwang des Automobils, was heute das Leben noch als Selbstverständlichkeit beherrscht, würde aufgelockert und aufgelöst. Die Bequemlichkeit der Autoindustrie und der Politik würde wachgerüttert.
Für sie braucht man andere Strassenordnung, gesetzlich wie baulich. Dann könnte städtischer Verkehr ziemlich anders aussehen. Hier kann heutige Dominanz des Automobiles stark reduziert werden. Politik wird gefordert, Basis zu schaffen, um solche Zukunftsvision zu realisieren. Wir haben bereits ein gutes Beispiel. Als Berliner Velotaxi entwickelt wurde, war das größte Problem die Gestzgebung und die Haltung der Verkehrspolizei. Da auf Velotaxi mehr als eine Person mit befördert wird, ist es im Sinne der Gesetzgebung kein Fahrrad. Nur durch eine Sondergenehmigung von berliner Senat und damit der Polizei konnte es in Betrieb genommen werden. Senat hat damal in Velotaxi eine Chance für Berlin(touristisch und als Innovationsbetrieb) gesehen. Die Möglichkeit von E-Bike könnte wichtige städtebauliche Vorgabe werden. Parkpülatzverordnung könnte auch anders aussehen. Auch Wohnungsbau würde stärker die E-Bikes einbeziehen müssen.
Es macht Laune, solche Städte vorzustellen, wo viele Verkehrsaufgaben mit solchen Fahrzeuge erledigt werden und deutlich weniger Autos fahren. Städte könnten wieder Stadtmauer(unsichtbar!) und Tore bekommen, wo die Autos von aussen gepoolt/geparkt würden und im Inennstadtbereich Fahrrad und Strassenbahn den Hauptverkehr übernehmen würden. Vor 120 Jahren hat Carl Benz das Fahrrad(Dreirad) motorisiert. Er war selbst ein begeisterter Radfahrer. Nun ist die Zeit, der Entwicklung eine neue Richtung zu geben.
Konventionelle Fahrräder werden ohne Problem weiterleben. Markt dafür würde nicht viel kleiner werden. Ich habe keine Bedenken. Denn für viele Zwecke werden Fahrräder ohne Motorhilfe ideales Mittel bleiben. Nur unnötige Entwicklungen werden nicht mehr als gegeben akzeptiert. Fahrräder werden sich auch weiter entwickeln.