Verkehrswende?

Verkehrswende

Das Wort hört man ganz oft heute, Verkehrswende. Vom Auto auf die Bahn, und aufs Fahrrad. Wenn es funktioniert, ist die Eisenbahn und Fahrrad eine sehr gute Kombination. Wenn es funktioniert,,

Eine Szene: irgendwo in der Pfalz auf einem Umsteigebahnhof, ein schöner Herbstsonntag. Es ist 18:30, und auf dem Bahnsteig warten etwa 20 Radfahrer, die nach einer schönen Radtour zurück in die Stadt wollen. Der nächste Zug hat Verspätung. Elektrische Anzeige leuchtet dann und sagt: „Zug fällt aus, aus technischem Grund“ o.ä. Aber ich wußte das schon, weil ich auf dem Netz gelesen habe, dass der Betreiber heute Personalmangel hat und einer oder andere Züge ausfallen könnten. Nun, der nächste Zug soll einfahren auf Gleis 3. Wir standen bisher auf Gleis 1. Alle Radfahrer, meist mit E-Bikes setzen sich in Bewegung und merken gleich, dass Aufzug defekt ist. Fluchend schleppen sie ihre teure und schwere E-Bikes runter und wieder hoch. Man beginnt, gezwungenermaßen, über die Bahn zu reden, natürlich negativ. Dann bringt der Anzeiger die nächste Botschaft: Der Zug, der kommen sollte, hat Verspätung. Daher kommt der übernächste Zug zuerst, (natürlich) wieder auf Gleis 1. Das ist ein schlechter Scherz, oder Versteckte Kamera? Radfahrer schieben ihre Räder wieder auf Gleis 1, wo sie schon mal lange gestanden waren.Eine Stunde später nach dem Zugausfall fährt der sehnlichst erwartete Zug ein. Natürlich brechend voll. Kein Platz für Fahrräder, alles besetzt. Trotzdem drücken sich die Hälfte von Radfahrer irgendwie in den Zug. Der Zug fährt ab. Auf dem Bahnsteig noch 10 Radfahrer wortlos geblieben, und setzt sich wieder in Bewegung, denn der nächste Zug soll wieder auf Gleis 3 einfahren. In 20 Minuten kommt der nächste Zug, nur mäßig voll. Wir steigen ein. Zug fährt los. Dann kommt die Ansage des Zugführers: „Der Zug endet im nächsten Bahnhof, und er fährt zurück.“ Gelächter als Wutanfall. Der Schaffner kommt, wird von allen Seiten attackiert. Dann sagt er, dass er bereits 11 Stunden im Zug dienstlich unterwegs ist und erst in 3 Stunden frei wird. Es wird leise, einige zeigen Verständnis. Auf dem nächsten Bahnhof müssen wir wieder Bahnsteig wechseln. Diesmal ist der Weg noch länger. Was würde ein Gehbehinderter tun. 15 Minuten später kommt der nächste Zug und bringt uns nach Hause. Frohe Gesichter,, „Wir Habens geschafft!“ „Ja wirklich, dann noch einen schönen Abend!“ Das ist ja wie ein Fernsehshow.

Auf meisten kleineren Bahnhöfe gibt es kein Bahn-Personal. Stellwerk-Fahrdienstleiter sieht nicht, dass viele Menschen mit schweren E-Bikes auf den Zug warten. Deswegen stellt er Gleis so wie geplant, mal auf Gleis1, mal auf Gleis 3. Auch wenn es technisch kein Problem wäre, diese Züge auf gleichen Gleis einfahren zu lassen, dürfte er wahrscheinlich nicht allein entscheiden. Er weiss nicht einmal, dass der Bahnsteigaufzug defekt ist.

Bahn hat mehrere gravierende Probleme. Im Zuge der Privatisierung(Hallo Herr Mehrdorn!) wurde sie kaputtgespart, um die Bilanz zu beschönigen. Dabei wurde das Personal drastisch reduziert und die Werkstätte geschlossen. Sanierungsarbeiten wurden verschoben. heute stehen z.B. mehr als 100 marode Brücken, die schleunigst saniert werden müssen. An Zügen wurden gespart. Wenn einmal ein Zug nicht fahren kann, kann kein Ersatzzüge bereitgestellt werden, weil sie nicht vorhanden sind. Wenn Krankenstand an Lokführer steigt, müssen die Züge gestrichen werden, wegen Personalmangel.

Die meisten Regionalzüge werden im Auftrag von Ländern/Regionen betrieben. Hier wird die Verkehrsleistung ausgeschrieben. Wer das beste(günstigste) Angebot abgibt, wird den Auftrag erhalten. Der Betreiber wird keinen Zug bereitstellen, was im Anforderungs-/Angebotskatalog nicht enthalten ist, auch wenn Bedarf deutlich bemerkbar wird(z.B. Ferienzeit gepaart mit gutem Wetter), denn spontane Zusatzzüge werden nicht bezahlt.

Außerdem werden die meisten Regionalzüge als Wendezug betrieben, d.h. der Zug hat vorn und hinten einen Steuerwagen oder eine Lok. Man kann hier nicht einfach einen Extra-Wagen anhängen, auch wenn mehr Passagiere erwartet wird. Man kann nur einen kompletten Zug dazu anhängen, was nicht (oder nicht überall)vorhanden ist. Dazu müssen die Züge auch gleiche Bauart sein, weil die Züge unterschiedlichen Steuerstromkreis und Steuerstromkupplung haben.

Zugfahren muss nicht kostenfrei werden(billiger wäre zwar schön), aber viel wichtiger ist die Leistung(Inch. Serviceleistung) des Eisenbahnbetriebes zu erhöhen, zwar deutlich. Ansonsten ist eine Verkehrswende nicht realistisch. Wenn die Nutzer, die mit gutem Willen ihre Autos zuhause stehen lassen, diesmal wieder enttäuscht wird, wegen Kleinigkeit wie defekter Fahrstuhl oder Zugausfall, scheitern die Versuche, viel mehr Menschen zu überzeugen, dass die Zukunft der Eisenbahn gehören soll.

Zur Politik muß man sagen, „Sie müssen die Verantwortung übernehmen für die langjährige falsche Entscheidungen und Steuerung“. Es wird nicht schnell genug sein, eine funktionierende Wende herbeizuführen(vielleicht nicht nur beim Verkehr,,). Ansonsten wird sich der Zulassungsrekord von SUVs weiter fortsetzen.