Tourist in Berlin

Ich hatte Gelegenheit, nach Berlin zu fahren. Bin fast 2 Jahre in Karlsruhe, vorher habe ich mit Unterbrechungen zig-Jahren in Berlin gelebt. Wie nun wirkt die Stadt für mich, war ich einerseits interessiert, aber nicht sonderlich aufgeregt, wahrscheinlich habe ich das bereis zu oft gemacht.

Ich nahm einen sehr frühen Zug. Ich dachte, er wäre nicht so voll, in dieser noch Ferienzeit. In Karlsruhe war der Zug fast leer. Aber es füllte sich rasch, und fast alle Sitzplätze wurden besetzt. Zum Glück blieb neben mir bis Berlin frei. Die Bahn hat es schwer, Mindestabstand im Zug zu regeln. Das wird mehr oder weniger den Passagiere überlassen, wie die Fahrradabteil in der Ferienzeit.

Ich kam mittags an. Am gleichen Tag hatte ich 3 Bezirke auf meinem Terminkalender. Zuerst Prenzlauer Berg, wo ich der Tochter meiner Nachbarin, ganz frisch zu Studium nach Berlin gezogen, ein Paket von ihrer Mutter zu überreichen. Dann gleich meinen alten Kollegen Dan Santucci zu treffen.

Ich radelte den Weg, den ich tagtäglich zur Werkstatt fuhr. Bernauer Strasse, die ein wenig wie Mauermuseum gestaltet ist, bin nie angehalten, heutet auch nicht. Denn, ich kenne die Mauerzeit. Und dann nach Wedding, wo meine chinesische TCM-Ärztin aus Wuhan ihre Praxis hat. Das ist meine Hauptanliegen der Berlin Reise. Dann nach Schöneberg, zu einem Freund, wo ich eine Woche bleiben darf. das sind schon 50km. Berlin ist groß.


Ich empfinde die Stadt etwas stressig. Ich bin schon auf ruhigeres Karlsruher Verhältnis gewöhnt. Aber Radeln hier ist nicht schlimmer als in Karlsruhe,, fast das Gegenteil. Radfahrer sind, zwangsläufig, umsichtiger. Fahrradspuren, die neu angelegt sind, finde ich sehr gut. Für Strassenlokale ist es auch gut, weil Autoverkehr etwas weggerückt ist. Übrigens, daß die Berliner mit Corona-Maßnahmen lockerer umgehen, kann ich auch nicht bestätigen. Manche Karlsruher nehmen es lockerer.

Die Rahmenbauer-Kollegen habe ich icht erreicht, auch den Grünberger, alias Monte Verde, der in Charlottenburg, auf der Strasse, wo ich früher gewohnt habe, seine Werkstatt hat, nicht treffen können. Er baut Rahmen, aber nebenbei repariert alles mögliche, toll!

Mit einem Rad-Freund radelte ich zum Wannsee. Ich wußte den Weg von Schöneberg zum Auerbachtunnel(Kronprinzessinenweg) nicht mehr, und wir fuhren quer durch die Stadt. So kamen wir zufälling zum Alliertenmuseum, wo wir halt machten. Wie ein Tourist halt.

Ich erinnere mich auch nicht so recht, daß Wannsee am Sonntag so voll ist. Gut, meistens bin ich nur vorbeigeradelt und keinen Halt gemacht. Kaffee und Croissant am Bahnhof Wannsee, das ist mir neu. Dann fuhren wir Kronprinzessinnenweg zurück.

Ach ja, diesmal bin ich mit einem Klapprad gereist, mit birdy. Mit ihm kann man noch relativ sportlich radeln. Aber Duell mit einem Alex Singer war mir zu anstrengend. Nun weiß ich, daß ich einiges an birdy umbasteln muß.

Die Räder auf dem Kudamm geschoben, im Schwarzen Cafe!(wo ich ewig nicht mehr war) Apfelsaftschorle getrunken, und dann weiter nach Wedding gefahren, und nach Schöneberg zurück. An diesem Tag bin ich wieder 60km geradelt.

Berlin ist, mehr oder weniger, immer voll mit den Touristen. Aber sie bleiben an bestimmten Bezirken und Gegenden. Schöneberg ist, nachdem Kreuzberg sehr hipp und teuer geworden ist, ein angenehm autark in sich stimmiger Ort. Wielange es noch so bleiben wird,,, Momentan ist die Rote Insel(am Gasometer) angesagt.

Tiergarten ist eine echte Bereicherung für Berliner. Diese Grünanlage ist riesig. Manche Stellen wirken wie ein richtiger Wald und Sumpf. Berlin ohne Tiergarten? Unvorstellbar.

Dann wieder Richtung Wannsee. Diesmal einfach weiterradeln bis Glienicker Brücke, die Grenze zwischen Berlin und Potsdam. Diese Landschaft, mit der seenhaft breiten Havel, finde ich wunderbar. Italien Preussens, scherzhaft genannt, weckt diese ruhige Landschaft immer noch mein Sehensucht. Ja, diese Seenlandschaft bis Uckermark und drüber, das ist was ich meistens vermisse, zusammen mit der Kargheit Brandenburgs.


Menschenleeres Gasthaus Moorlake, genauso menschenleeres Strandbad Wannsee, es ist anders als normal, aber daran muß man sich gewöhnen, vielleicht für die verlorene jahre.

Ich weiß, daß ich nur ein Teil der Stadt gut kenne. Meine Berlin-Karte ist marmoriert. Gedächtnis beginnt langsam zu elodieren. Inniges Gefühl bleibt, stellenweise mindestens.

Ich nahm den letzten ICE nach Karlsruhe. Masn kommt zwar sehr spät an, dafür war der Zug nicht mal halbvoll.