Lug Cutter, Fillet Brazing & Bilamination

Fahrradrahmen aus Stahl besteht aus Röhren, die miteinander verbunden sind. Einerseits soll er für die Stabilität des Fahrrades sorgen und die Kraft möglichst ohne Verlust weiterleiten. Anderseits soll er für den Komfort sorgen, dass Fahrrad nicht nur steif und hart ist, sondern Stösse abfedern. Diese gegensätzlich wirkende Komponente soll der Rahmen(zusammen mit Radsatz) in eine gewunschte Art und Weise, die vom Physik des Fahrers und Zweck des Fahrrades recht unterschiedlich sein wird, harmonisch vereinen.
Hier spielen Geometrie, Auswahl von Rähren, Auswahl von Verbindung wichtige Rolle.
lug d1
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Verbindung mit Muffen ist nicht anders als Verlegen von Gas- oder Wasserröhren. Röhren werden mit Muffen in bestimmten Winkel verbunden und zusammengelötet. Für Fahrradrahmen gab es sehr viel unterschiedliche Muffen, um verschiedene >Verbindungswinkel zu ermöglichen. Ausserdem konnte man die Muffen, die aus Pressteilen zusammengeschweisst wurden, noch den Winkel etwas verstellen. Heute gibt es nicht mehr so viele Muffen, denn Fahrradrahmen werden mehr ökonomisch muffenlos geschweißt als mit Muffen gelötet. Und moderne Muffen, die in Rost-Wax-Verfahren(micro fgusion) hergestellt werden, sind hart und kaum verstellbar.

Auswahl von Muffen ist nicht nur technisch, sondern auch als formale Elemente wichtig für Rahmenbauer. Feine Rahmenbauarbeit sieht man dadurch sofort, wie Muffen noch händisch verarbeitet wurde. Denn, die Kraft soll durch Rohrenverbindugn sauber fliessen. Dicke Muffenkante bedeutet mögliche Bruchkante. Muffen sollten zu Spitzen hin dünner gefeilt werden. Ideale Vorbilder ist die Natur, z.B. wie die Bäume ihre Äste verzweigen. Gute Konstrukteure/Rahmenbauer beobachten die Formen in der Natur und lassen sich dadurch inspirieren.
lug Tandem
Wer mit Standardmuffen nicht zufrieden ist, schneidet selbst Muffen in gewünschten Formen. Dafür muß man manchmal noch Blech an Muffen anschweissen und dann schneiden. Es wurde früher sehr viel Mühe gegeben, originale Muffen zu entwerfen und zu bauen. Es gab Berufszweif lug cutter/Muffenschneider), der entweder in der Werkstatt oder in Heimarbeit Muffen geschnitten haben. Diese Arbeit gehörte auch zum Arbeitsgang des Rahmenbauausbildung. Vor allem in Frankreich und in Großbritanien wurden bei teuren Handarbeitsrahmen mit solch aufwendig geschnittenen Muffen zusammengelötet. Hier einige Fotos ohne Kommentar werden es verdeutlichen.
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Kunden konnten für bestimmte Modelle Muffen auswählen. Ornamente der exkuisit geschnittenen Muffen waren deutliche Wiedererkennungsmerkmale der Marken.
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lug Gillot catalogue
lug merlin catalogue
Hetchins war für extrem dekorative Muffen berühmt. Aber hier scheidet sich der Geister. manche finden sie toll. manche wiederum empfinden sie als geschmacklos. Es war aber mit Sicherheit ein wichtiges (optisches) Entscheidungsmerkmal, bei wem man den Rahmen bauen lassen möchte.
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Heute werden die Muffen feingegossen. Dadurch ist es auch möglich, dreidemensional erhabenen Muffen zu realisieren.
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Als Ideenquelle könnte diese Muffen von Gloria aus den 40ern gedient zu haben,,
lug c1Gloria 40er

In 1930ern wurde in Frankreich ein neues Verfahren für Rahmenbau eingeführt. Fillet Brazing. In Grotbritanien hiess es damals Bronze Welding. Röhren werden muffenlos gelötet, erst mit Messinglot, dann werden die Kanten mit Silberlot gefüllt und anschliessend sauer in fliessende Formen bearbeitet(gefeilt).
F Rrahmen France
Hier gibt es auch Variationen, von recht dick und auffällig aufgetragenen Füllung bis sehr dezente Füllung. Zugfestigkeit ist gleich oder fester wie mit Muffen, und es ist meistens leichter als mit Muffen. Aber der größte Vorteil liegt daran, daß man die Geometrie in beliebigen Winkeln konstruieren kann. Das ist eine große Freiheit für jeden Rahmenbauer.
Beispiel unten ist Fillet Brazing mit Bilaminaten(darüber später).
F A1F A2
F A3F A4
F A5
Muffenlos und fliessende Übergänge verleihen dem Rahmen einen deutlich modernen Eindruck. Es ist vielleicht auch kein Zufall, daß diese Technik in sogenannten „Stromlinienzeitalter“ entwickelt wurde.
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F CB JUBILEEF goodrich a1F goodrich a2F hurlow 1F J Taylor a1F Kranich BBF Paris-DameF R O Harrison
Fillet Brazing ist nicht nur bei Rahmen, sondern auch bei Anbauteilen verwendbar, wenn saubere glatte Eindruck gewunscht wird.
F b1
Das passte natürlich prima zu Aero-Zeit. Pesenti hat mit Cinelli Lazer eine Serie von wunderschöne Rahmen entworfen.
F Cineli laser 2F Cinelli laser 1

Als fast logische Konsequenz entwickelte sich eine neue Technik „Bilamination“. Das vereint Vorteile von Muffen und Fillet Brazing zusammen.
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Als Erfinder von Bilamination gilt allgemein Claud Butler. Aber es wird auch von vielen behauptet, daß Harry Rensch von Paris Cycles der Erfinder ist und Les Ephgrave, der zuerst bei Rensch arbeitete und dann zu Butler gewechselt hat, diese technik mitgebracht hätte.
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Freiheit der Auswahl von Winkel bleibt bestehen, und die gestalterische Freiheit von Ornament auch, da für manche Fillet Brazing zu nüchtern wirkt.
L a1L B Harlow b1L b1L c1L c2L CB 1L CB 2L CB 4L CB 5L ephgrave 1L Ephgrave 2
Hier gibt es breites Spektrum von Möglichkeiten, von modern, ausgewogen, spielerisch bis extrem dekorativ. Daß man es selbst entwerfen (lassen) kann, wie es einem gefällt, ist doch ein richtig tolle Möglichkeit von Einzelanfertigung. Das sollte man nützen!
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Übrigens, bei Bilaminate denkt man, Blech schneiden und an Rohr umwickeln und löten. Das ist, anhängig von Formen; recht schwierig. Spitzen werden durch Hitze hochgehen und nicht anliegend bleiben. Manche Rahmenbauer machten und machen noch so, aber etwas einfacher ist es, wenn man ein Rohr, das eine Nummer größer ist, schneidet und aufs Rohr überstülpt, dann löten. Merheitlich wird es heute so gearbeitet.
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