Kraniche wieder

Jedes Jahr fahren wir mindestens zweimal Richtung Linum, wo abertausende Kraniche Rast machen bevor sie gen Süden ziehen. Ich und meine Freundin fahren mit der Regiobahn nach Nauen, dann radeln wir los. Aber von Berlin Mitte bis Nauen ist auch nur 50km. Von Nauen bis Linum ist ohne Umwege nur gut 20km. Wer gerne längere Strecken, auch in der Stadt, radeln will, kann ohne Bahn bis Linum radeln, und vielleicht bis nach Berlin zurück. Da der Tag um diese Tage bereits kurz ist, nehmen wir gerne die Bahn.

Nauen hat historische Innenstadt. Sie wird langsam aber stetig renoviert/restauriert und wird immer hübscher. Da wir die Stadt gut kennen, nehmen wir sofort die Richtung Hertefeld. Wir verlassen aber gleich die Strassen und radeln Feldwege weiter. Ich finde es so schöner und gemütlicher.
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Unsere Routen variieren sich jedes Mal. Es gibt viel Möglichkeiten auf dem sogenannten Luch, den Kurs zu nehmen. Es gibt auch überraschend viele einsame Siedlungen und Höfe. Die Landschaft, sehr weit und einsam, ist eine recht schöne aber durchweg kultivierte Landschaft. Hier wird traditionell, d.h. etwa seit 18. Jahrhundert, viel Vieh gezüchtet.
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Typisch ist die weite Weidelandschaft mit Pappelalleen, die vor langer Zeit wahrscheinlich als Windschutz angepflanzt wurden und bald gelb leuchten werden. Kanäle durchkreuzen die Felder. Die Wege sind manchmal nicht toll zu radeln, aber meistens geht es ohne Problem. Mitnehmen von GPS oder Kartenmaterial ist empfehlenswert, da die Landschaft überall ähnlich aussieht und die Wege sich nie rechtwinklig kreuzen.

Überall hört man die Kraniche, auch wenn man sie nicht direkt sehen kann. Manchmal fliegen sie direkt über den Kopf. Auf dem Feld sind auch die Reh oft zu sehen.
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Wenn man Glück hat, findet man Felder, wo die Kraniche tagsüber Maiskörner fressen. Da die Bauern jedes Jahr Felder wechseln, sind die Plätze auch jedes Jahr anders, auf den man Kraniche finden kann. Am einfachsten fragt man Nabu-Station oder die Einheimischen. Sie werden auf gut zugängliche Stelle hinweisen. Da wir auf den Wegen unterwegs sind, die Autos nicht reinfahren dürfen, haben wir meistens Kraniche vor uns, ganz ohne weiteren Zuschauern.
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Es gibt aber Regeln beim Kranichbeobachtung. Man sollte mindestens 300m Abstand wahren. Man sollte keine bunte oder glitzernde Kleidung tragen. Kraniche sind extrem menschenscheu. Wenn sie Menschen in der Nähe spüren, d.h. innerhalb besagten 300m, werden sie schnell unruhig und fliegen ab. Das ist Stress und Energieverschwendung für die Tiere. Eisenbahnzüge oder Traktoren stören sie nicht. Was haben die Menschen getan, so reagiert zu werden?

Es gibt wunderschöne Wege. Wenn ich solche Wege finde, bin ich erstaunt und glücklich. Wieviel Menschen kennen und laufen hier diese Wege, kaum Jemand.
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Unserer Standard-Zwischenhalt ist Kuhhorst, wo Demeter-Schweine gezüchtet werden. Da ich Feldbahnfreund bin, freue mich jedes Mal, dort Relikte von Landwirtschaftfeldbahn zu sehen, die früher das einzige Verkehrsmittel war(wegen sümpfiger Böden). Diesmal haben wir dort Schweineschnitzelfleisch gekauft für das Abendessen. 2km weiter liegt Carolinenhof, wo Ziegen gehalten und Ziegenmildprodukte hergestellt werden. Hier gibt es Cafe mit leckeren Ziegenkäsekuchen(sehr mild und lecker).
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Von hier aus nehmen wir Strassen. Und hier sind auch beliebte Kranichbeobachtungsplätze für Besuchern, die mit dem Auto kommen. Hier sind auch viele Fotografen mit langen Objektiven. Hier halten wir nur kurz an, und radeln weiter nach Linum. Dort besuchen wir Rixmanns Hof, um Kürbis zu kaufen. Soviel unterschiedliche Kürbissorten habe ich noch nie woanders gesehen. Unserer Lieblingskürbis heißt Buttercup. Er ist fein und fest, hat Maronenähnliches Geschmack wenn er in Scheiben im Butter gebraten wird. Wenn wir Zeit haben und Platz frei ist(was an Wochenenden nicht einfach ist), nehmen wir Kaffee im Kleinen Haus. Wenn man einen Tisch vor dem Haus bekommt, kann man gegen 17 Uhr wahnsinnig viele Kraniche anfliegen beobachten, die zu ihrem Schlafplatz(sie schlafen im Sumpf. Auch deswegen machen sie hier hier am Rhinluch Rast) zurückfliegen. Der Chef des Hauses Frank kocht auch sehr fein so daß allein zum Essen hierher zu kommen auch lohnen wird. Heute war hier wieder vollbesetzt, so fuhren wir weiter. Außerdem istes recht kalt und windig. Unseren Plan, von Linum via Linumhorst nach Beetz zu radeln, haben wir aufgegeben und radelten nach Kremmen, um dort in den Zug nach Berlin einzusteigen.
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Um die Zugzeit zu überbrücken, haben wir eine Runde in Kremmen gedreht. Sie ist bekannt durch ihren historischen Scheunenviertel. Aber auch der Ortskern hat einige hübsche Ecken. Nicht würdig stellvertretend ist das Foto von Bäckerei, die mir aber gefallen hat. Wir waren froh, im warmen Zugwagen uns aufwärmen zu können.
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p.s. Schweineschnitzel war sehr lecker.
p.p.s Es ist auch empfelenswert, in Linum zu übernachten, um den Schlafplatz von Kraniche anzuschauen, entweder abends oder morgen früh.