Enthusiast

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Ich war als Reisender unterwegs in Stadt Matsumoto. Umgeben von Bergen, liegt die Stadt in einem sehr Breiten Tal, ist schön und historisch. Mitten auf einer von Touristen gesäumten Strasse mit traditionellen Häusern sah ich ein Fahrradgeschäft. Vor dem Laden ein Haufen von Altreifen und Teilen. Es sieht eher wie ein Schrotthändler aus. Oje, denke ich. Dann sehe ich aber einen Zettel an der Tür und darauf steht „Okada Fahrradmuseum“. Na sowas, nun wird mein Instinkt gekitzelt. ich öffne die schwer gehende Schiebetür auf, und sehe daß Chaos vor dem Laden sich im dunklen Innenraum fortsetzt. Voll gestopft mit Fahrrädern, die Staub von letzten zig-Jahren angenommen haben. Ich weiß nicht, wohin ich schauen soll. Ordinary und Draisine aus Holz stehen zwischen etwas modernen Rädern. “ Guten Tag!“, rufe ich laut, Hilfe suchend. Ein älterer Herr kommt vom Tiefen raus, wo er wohnen scheint. Sehr freundlich erzählt er, daß sein Laden nach dem großen Erdbeben so chaotisch aussehen, weil er dabei seinen Schulter verletzt hat und nicht mehr alleine die Ordnung wiederherstellen kann.
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So begannen wir ununterbrochen über die Fahrräder zu quatschen, bis meine Frau, die draußen auf der Strasse wartete, am Ende ihrem Geduld etwas sauer reinkommt. Wenn ich alleine gewesen wäre, wäre ich noch weitere Stunden dort geblieben. Er hatte viele seltene Räder, weil er und seine Familie, ein traditionsreicher Fahrradgeschäft, immer auf den Messen soviele Vorführmaschinen gekauft haben, „um up to date zu sein und um das neueste zu studieren“. Colnago Gold, Cinelli aus dem 50ern, Bianchi aus der Vorkriegszeit, Rene Herse Camping, Toei Tandem aus den 60ern, Kestrel Carbon, usw. usf. Er habe noch 5-fach Menge von interessanten Fahrrädern gehabt aber sie leider widerwillig verkauft, weil manche Kunden so hartnäckig sie haben wollten.
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Ein klarer Fall, er ist ein Sammler, kein Verkäufer. Somit ist der Laden kein Laden sondern ein Museum. Er habe die Bergfahrten geliebt(freilich, rundum gibt es nur Bergen hier), bewahre die Altreifen und -Schläuche auf für die Leute, die sie anderweitig noch benützen könnten und mach Sorge um die Selbstversorgungsquote des Lebensmittel im Land usw. Intelligent wie interessiert ist sein Geist hellwach, ist sein Liebhaberei aber bestimmt nicht ganz normal gesund(haha das kommt mir und Euch irgendwie bekannt vor, oder?). Ich hatte eine sehr schöne halbe Stunde und war glücklich, unerwartet einen Seelenverwandte getroffen zu haben. Über die Bergen von alten Teilen, die sich im hinteren Raum stapeln, habe ich gar nicht mehr gefragt. Aber was werden wird, wenn er nicht mehr sein wird, habe ich mir schon gefragt. Keine Sorge aber, darauf warten bestimmt bereits einige Händler, die sich auf teuren alten Rädern spezialisiert sind. Ich verließ dankend den Laden, der für ihn mehr eine Utopie ist. Dieser Raum, voll Schrott für normalen Menschen, war gefüllt mit voll Träume.
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