
Bilaminates und Fillet Brazing, was seit einiger Zeit in der Welt der Rahmenbaukunst modisch verbreitet wird, ist nichts neues. Fillet Brazing wurde erst in den 30er Jahren bei französischen Rahmenbau eingesetzt. In Großbnritanien benützte Harry Rensch als erster diese Technik. Bilaminates wurden, so die populäre Behauptung, von Claud Butler entwickelt. Es könnte aber auch sein, daß Harry Rensch diese Technik entwickelte, und sein damaliger Mitarbeiter/Lehrlinge Les Ephgrave sie zum Claud Butler mitgebracht hat. Oder das könnte auch eine Erfindung von Ephgrave gewesen sein. Also, die Wahrheit ist nicht mehr klar zu stellen. Auf alle Fälle wurde diese Technik von mehreren Werkstätten in Großbritanien verwendet. Harry Rensch sagte fdamals, diese Technik hat großen Vorteil in der Zugfestigkeit des Rahmens gegenüber herkömmliche Anwendung von Muffen. Ferner gibt es Vorteil, daß man Winkel der Rohrverbindung frei wählen kann genauso wie bei Fillet Brazing. Und dazu noch ist vielfältige originelle rafische Entwürfe möglich. Diese technik wurde aber mit dem Untergang von britischen Rahmenbau in die Vergesseneheit geraten. Die Renaissance von Bilaminates ist in vielen Hinsicht sehr gut verständlich. Ich mag sie auch, solange es nicht allzu dekorativ wirkt.




Manchmal wird diese Technik so beschrieben, daß Blech in Form geschnitten wird und um das Rohr gewickelt und gelötet wird. Diese Machart ist sehr selten, denn es ist schwer, so die feine Details beim Löten anliegen zu lassen. Meistens wird ein Rohr mit passend größerem Durchmesser in Form geschnitten und dann über das Rohr gestülpt und gelötet. Deshalb sieht man auch hier an Beispielfotos(Claud Butler New Allrounder 1956) keine Nähte.

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TOEI A-cut crown
Claud Butler, New Allrounder, 1956
1956 ging Claud Butler pleite. Rationierung vom Benzin wurde 1950 aufgelöst. Autos kommen. Die große Zeit von British Lightweight geht allmählich zu Ende. Dieser Rahmen ist so vom letzten jahr des Original Claud Butlers. Spätere CB-Räder sind bei Holdsworth hergestellt, als Zweitmarke, also keine Spitzenmodelle mehr. Aber 1955, 56 gingen gute Rahmenbauer von CB weg. Es war abzusehen, daß CB untergeht. Sie suchten bessere Arbeitsstelle, oder machte sich selbständig.

Vielleicht nicht mehr ganz gut wie in Blütezeit des CB, aber der Rahmen ist ordentlich bearbeitet/gebaut. Saubere Bilaminates, saubere Fillets. Lack ist leider ziemlich ramponiert. Also ein Objekt zum Restaurieren. Ich mag die decals mit Ringe am Sitzrohr.

New Allrounder wurde 1951 eingeführt und versehen mit eigens für das Modell entwickelte Bilaminates. In den 50er Jahre hat Claud Butler 3 verschiedene Laminates-Muster, Allrounder, Olympic Sprint und Avant Coureur.


Nun beginnt wieder eine schöne Zeit zum Nachdenken; welche Farbe sollte er lackiert werden, mit welcher Linienfarbe,, Und mit welchen Teilen aufbauen??



Wintermuße, Muffen Schneiden
Was früher öfters gab, aber heute kaum noch; Muffen schneiden. Einfache Muffen wurden oft in Form geschnitten, nach Wunsch oder typisch für die Werkstatt. Muffenschneider arbeiteten bei Rahmenbauer, oder als Heimarbeiter. Heute schneidet Rahmenbauer manchmal Muffen in Form, lötet Blech dran, um Muffen zu verlängern. Aber Laminate herstellen ist populärer geworden als fertige Muffen zu schneiden.

Ich versuche, mit wenigem Aufwand schöne Muffen zu schneiden. Persönlich mag ich die superornamentale Fancy Lugs nicht, wie bei Hetchins oder W.B. Hurlow. Ab und zu finde ich sie auch nett, aber meistens viel zu überladen. Am besten, mit kleinem Eingriff ändert sich der Eindruck von Muffen von stinknormal zum „fein gestaltet“. Dafür muß ich aber viel probieren. Winter ist eine gute Zeit für solche Experimente.
colour check
Es ist nicht leicht, die Farbgebung eines Fahrrades im Kopf vorzustellen. Bei Merhfarbenlackierung vom Rahmen sollte die Kombination recht gut überlegt und abstimmt werden. Im Rechner kann man Farbteilung simulieren. Besser(und vielleicht wichtiger) wäre die Anfertigung von Farbmustern in Rohrform. So läßt sich der Eindruck von Farben konkreter unter verschiedenem Lichtverhältniss prüfen. Das mache ich bei aufwendigen Projekten, um evtl. Missverständnis und Fehleinschätzung zu vermeiden.

Außer Rahmenfarben gibt es noch weitere Kombinationsmöglichkeiten mit den Teilen wie Lenkerband/Lenkergriff, Reifen, Sattel, Zughüllen, Kleinteilen wie Schraubenköpfe usw.
Je mehr Möglichkeit desto schwieriger wird der Abstimmungsprozess.
Wintermuße, Feilen als Leichtathletik

Es gibt viele gut gemachte Rahmen. Aber ich denke oft, da könnte noch hübscher werden, wenn man ein wenig selbst Hnad anlegt. Aber allein vom Handlegen wird er nicht hübscher, man muß schon mehr körperlich tätig werden. Feilen, das macht einen warm, also gut im Winter. Im Sommer hat man sowieso etwas anders zu tun.

Ein 26″ Rennradrahmen, oder eigentlich 650A-Rahmen, sehr klein(470mm c-t, 445mm c-c) aber fein gebaut vom Stan Pikes Sohn Philip Pike so etwa 1981 für den Fahrradshop CC Competition. Stan Pike war in den 70er Jahren einer der besten Rahmenbauer in GB, ist aber leider mit 46 sehr jung verstorben.

Sauber verarbeitete Muffen wirken fast organisch, Röhren werden fliessend verbunden wie Baumäste, sie werten einen Rahmen nicht nur optisch auf. Und beim Feilen kann ich die Heizung kleiner drehen, ansonsten werde ich schwitzen. Ein leichter Indoor-Sport, was im Winter nicht verkehrt ist.





Claud Butler Dame International 1948 ,56cm
Der Entwurf ist sehr modern und vollendet schön. Kein Wunder, daß Claud Butler lange Zeit ganz oben in der britischen Rahmenbauszene bleiben konnte.

Dieser Rahmen ist komplett mit Fillet Brazing (Versionen mit Muffen/Bilaminates konnte man auch bestellen). Geometrie ist auch modern. Auf dem Katalog wird gleiche Steifigkeit wie bei Herrenmodell gepriesen. Sehr leicht ist der Rahmen auch, natürlich gänzlich aus konifizierten Reynolds 531 Röhre.


Diese Rahmen ist in einem sehr guten Zustand. Evtl. ist die Lackierung nicht original. Die Farbe an der Bodenseite ist etwas verblichen. Das bedeutet, dieser Rahemn stand oder hing eine lange Zeit irgendwo, wo nur aus einer Richtung Sonnenlicht einstrahlte. Da es aber auf dem Bodenseite ist, sieht man das bei normaler Lage nicht.
Ich würde diesen Lack behalten, aber das ist Geschmackssache. Auf alle Fälle wird es eine schnelles und elegantes Damenrad.

Wheeler, 530mm
Ein Lackierversuch, mit 2 Grautöne und 2 Rottöne. Relativ aufwendige Maskierung mit fortlaufendem Muster. Gezielt war etwa wie „knallig-dezent“.




Mehr oder weniger ist es so geworden wie ich dachte. Etwas mehr helleres Grau und etwas weniger Rot könnte mir evtl. besser gefallen. Balance im voraus richtig zu dosieren, ist gar nicht einfach.




Meine letzte Arbeit im Jahr 2016. Was wird aus neuem Jahr? Gutes, Nettes und Schönes wünsche ich Euch allen!
Rory O’Brien 580mm, Restoration
Rory O’Brien hatte einen Fahrradladen in London. Später machte er auch in Romford einen Laden auf, der dann sein Hauptgeschäft wurde. Seine Rahmen kamen von Vic Edwards und Wally Green. Auch Les Ephgrave baute für ihn Rahmen, angeblich weil O’Brien Ephgrave, der davor bei Claud Butler als chief frame builder arbeitete, beim Setup seiner eigenen Werkstatt geholfen hat. Dieser Rahmen ist sehr wahrscheinlich von Ephgrave und Baujahr 1950. Wie so meisten British Lightweight komplett aus Reynolds 531 double butted Röhren. Rahmen 1840g, Gabel 785g, sehr leicht und filigran. Muffen sind extrem dünn und schön gefeilt. Die Gabelbeine sind rund und dünn, auch die Kettenstreben wie Sattelstreben, so daß der Rahmen eine komfortable Fahreigenschaft haben muß.

Der Originallack war nicht mehr gut. Ausserdem gab es an mehreren Stellen Ansätze von Rost. Das mußte beseitigt werden. Originallack war gräulich grün. Ich wollte etwas schönere Farbgebung. Da aber sehr wenige Rahmen von Rory O’Brien aus dieser Zeit in Originalzustand gibt, habe ich mir eine Fantasielackierung erfunden. Zweifarbig, Farbauswahl wie -teilung typisch für diese Zeit.
So wurde der Rahmen entlackt, gestrahlt und entrostet, dann stellenweise phosphorisiert, um weitere Kollosion zu verhindern.






Es gibt nur wenige Fotos von O’Brien Rädern aus den früheren 50ern. Schriftzug „Rory O’Brien“ auf dem Unterrohr mit Blockschrift fand ich nicht so schön und nicht passend für diesen filigranen Rrahmen. Ich habe dann ein Foto mit älterem Schriftzug gefunden. Er ist wie eine Handschrift, was mir viel besser gefällt. So machte ich aus dem Foto eine Vektorgrafik und dann Maskierfolie hergestellt. Zu 95% stimmt es. Markenlogo am Steuer- und Sattelrohr gibt es fertig zum Kaufen.


Daraus könnte ein schönes gepflegtes Sonntagsrad werden. Ich bin gespannt, wie es aufgebaut wird.

Kranich, stoic traveler
Konzipiert für einen kraftvollen routinierten Fahrer, der auch längere Strecken fährt, ist das Rad eine Synthese von „steif“ und „komfortabel“. Wie geht das? Das klingt etwas gegenteilig und ist auch ein persönliches Empfinden so daß der Fahrer in der Konzeptphase einiges selbst nachdenken sollte; wie „steif“, wie „komfortabel“ man es möchte. Und versuchen, möglichst präzis klarzustellen, was eigentlich „komfortabel“ für ihn bedeutet.

Die Frage „Wie fahre ich eigentlich? Und wie möchte ich gerne fahren?“ sollte jeder beantworten versuchen. Das wird mit der Erfahrung immer konkreter. Man kennt sich halt besser. Falls das noch nicht so konkret beschreibbar, dann fahre ich ein wenig mit, oder mindestens beobachte ich, wie er/sie fährt. Am besten, Strecken mit viel Kurven und Auf/Ab.

Dafür ist Havelchaussee eine gut geeignete Strecke innerhalb Berlin. Es ist nicht lang, aber abwechselngsreich. Hier kann man das Rad und eigene Fahrweise gut prüfen.

Wenn man längere Strecken fährt, ich meine 200km, 300km und länger, ändert sich langsam die Körperhaltung je nach der Müdigkeit. So muß die Geometrie auch das berücksichtigen, für Position der Händen genügend Spielraum zu gewähren, d.h. Reach u.a. nicht zu lang bemessen, meistens.

Und wenn man kein Rennen fährt, und nicht Zentimeter hinter oder neben Anderen fahren muß, muß das Rad nicht extrem wendig sein. Es soll lieber weniger nervös sein. Fahrverhalten Könnte man etwas auf Richtung „Komfort“ oder „Stabilität“ verschieben, durch unterschiedliche Maßnahmen, ohne sportlichen Gesamtcharakter zu schmälern. Klar ist es ein sehr agiles Rennrad, aber nicht fürs Rennen konzipiert.

Dieser Rahmen ist sehr steif und direkt, von Gabel bis Kettenstrebe geht keine Kraft verloren, trotz längere Abmessung für den Komfort. Gabel ist problemlos für Scheibenbremse gewachsen. Schnell, leicht genug(Gewicht ist auch so ein relatives Kriterium, was oft nicht viel von Bedeutung ist), komfortable, also eine Rakete, mit der man längere Strecken fahren kann, ein Kranich halt.












