Wetterbericht sagte einen sonnigen Nachmittag voraus. So fuhr ich alleine mit der RE nach Werder. Von dort wird zurückgeradelt, ca. 55km, nach Lust und Laune, gar keine Eile.
Es ist die Zeit von wilden Zweibeln, dachte ich. Nach recherche auf dem Netz habe ich endlich gefunden, wie diese Pflanze heisst; Wunder-Lauch, oder Berliner Bärlauch. Bärlauch ist sie aber nicht. Die Blätter sind schmäler, weniger Knoblauch-Geruch, und sie treibt früher als Bärlauch. Momentan ist sie ziemlich das einzige Grün im lichten Wald, neben Schnittlauch. Sie sei invasiv und breitet sich gern aus. Ich habe nichts dagegen, solange Wunder-Lauch nicht die einzige Pflanze in Brandenburg wird. Sowieso verschwindet sie im Juni. Jetzt ist die Zeit, sie zu pflücken, bevor sie blühen beginnt. Es ist zart und lecker.
Die Route führt von Werder aus via Grube, Marquardt, Satzkorn, Fahrland, Krampnitz, Sacrow, Kladow, dann mit der Fähre nach Wannsee, via Kronprinzessinnenweg Grunewald bis Charlottenburg. Die Wege sind abwechselungsreich, geteert, Schotter, fester Boden, loser Boden, Betonplatten, Kopfsteine. Einige auf und ab gibt es auch, aber nicht steil, wenn ja dann nur kurz, alles gut machbar, nur nicht mit einem Rennrad. Diese unterschiedliche Charaktere von Fahrbahnböden machen die Fahrt interessanter, finde ich.
Ganz langsam kommt die grüne Farbe. Noch sehr zart und man muß sie suchen, aber in 2 Wochen wird es viel grüner sein. Jetzt geht es rasant.
Blausternen(Scilla) sind unübersehbar. Blauer Teppich ist sehr schön. Auch im Großen Tiergarten oder anderen Parkanlagen blühen sie jetzt.
Schilff sieht noch winterlich aus. Neue Triebe kommen erst Ende Apri. Hübsche Fußgängerbrück an Wublitz ist mir immer noch ein Rätzel, aber bin sehr dankbar, daß hier eine Brücke gibt. Hier ist es sumpfig, der Boden sandig. Grün an Bäume ist noch kaum erkennbar.
In Satzkorn gibt es schon lange keinen Personenbahnhof mehr. Hier war es wichtig für den Transport von sovietischen Militärgeräte. Um Berlin gab es eine ganze Menge von sovietischen Militärbasen. Ihr Plan war realistisch, ganze West-Berlin innerhalb 12 Stunden einzunehmen und unter Kontrolle zu bringen, für den Fall des Falles. Nun ist hier nur noch Güterbahnhof für Baustoff wie Sand und Kies. Bahngebäude verfallen zusehends.
Züge fahren an Schranken vorbei. Hier ist die Strecke des Berliner Außenrings. Auf dieser Strasse ist selten ein Auto unterwegs.
Wie so oft, neben Bahngleis sehe ich ein Kranich-Pärchen. Scheinbar bruten manche Kraniche hier in Brandenburg ihren Nachwuchs.
Es wird noch 2 Wochen dauern, bis hier Kirschen blühen. Dann werde ich wieder herkommen.
Manche Senioren sind bereits unterwegs. Gut, sie haben ja mehr Zeit. Das finde ich toll, daß man beweglich bleibt und draussen Freude findet. Dafür ist Fahrrad wirklich gut.
Ich mache Pause und trinke Kaffee, beim Fahrland-Bäcker. Hier im Fahrland und in manchen Orte um Berlin entstehen zunehmend neue Siedlungen. Mit dem Zersiedeln der Ortschaften ist begonnen, was DDR und die Mauer verhindert hat. Man sieht auch, daß manche Apfelplantagen aufgegeben werden. Auch dort werden bald Häuser stehen.
Es war stürmisch in den letzten Tagen. So sieht es auch im Wald aus. Am Boden liegen viele Äste, auch manche Bäume sind umgekippt. Sandboden gibt den Wurzeln keinen festen Halt. Da muß man nur kleinen Umweg machen oder das Rad rüber tragen, kein Problem.
Wenn man Sacrow ankommt, ist Berlin auch nicht weit. Ich fahre weiter ohne Halt, denn es ist ganz frisch geworden ohne Sonne, und überhole sogar Rennradfahrer(Seltenheit!).
Das letzte Stück zur Fährstelle in Kladow ist eine seltene Strasse mit voll Pfützen. Das macht ja eigentlich auch Spaß.
Dann wartete ich auf die Fähre, ab Wannsee fuhr ich Kronprinzessinnenweg hoch nach Charlottenburg. Wegen Kälte endete Pottering/Spazierfahrt mit einer schneller Fahrt, damit es mir nicht zu frisch wurde. Daß die Wolken sich so ausbreiten, hatte ich nicht gedacht. Trotzdem, eine nette Ausfahrt.