Archiv für den Monat: Oktober 2017

Ludo, made in Belgium

ludo 03
Ludo, eine eher unbekannte Marke in Belgien, nahe Brüssel. 1964 fuhr Eddy Merckx auf dem Rennrad mit Ludo-Rahmen zum Amateurweltmeister. Die Firma existiert noch, aber baut keinen Rahmen mehr und vertreibt Fahrräder unter der Marke „Granville Bikes„.
ludo 02

ludo 06
Dieser Rahmen, welcher der Kunde mitgebracht hat, müßte aus den 70ern sein, ist in einem guten Zustand. Der Lack im blassen Gold sieht gut aus. Aus diesem Rahmen soll ein City-Flitzer wachsen. Ich habe den Hinterbau auf 130mm gespreizt, um einen zeitgemäßen Radsatz einzubauen. Zum Einsatz kam Campagnolo Khamsin mit 9facher Kassette(Shimano). Alle Teile sollen in schwarz gehalten werden. Shimano Sora sieht noch mehr oder weniger klassisch aus im Gegensatz zu allen Shadow-Schaltwerke. Sitzposition wurde abgestimmt für komfortables Radeln. Schalthebel habe ich zuerst Daummi eingebaut, was aber ergonomisch nicht ganz gut passte. Deshalb kam ein Rapidfire-Schalthebel von Shimano in Einsatz. Er ermöglicht Schalten, ohne Hand verstellen zu müssen. Dafür ist es leider nicht so schön, und unnötig groß. Wer braucht solche Schaltanzeige, die sowieso nur ganz grobe Position zeigen kann?? Ich sage nicht zum ersten Mal, daß Shimano ein wenig wie Toyota ist, nicht nur ihre Produktpolitik, sondern auch Design, ein wenig roboterhaft und seltsam. Japanische Manga-Kultur greift auch hier durch? Da dieser Rahmen für rennrad ist, ist der Abstand zwischen Reifen, Schutzblech und Bremsen recht eng. Aber 28mm Conti GP 4Seasons passt gerade noch. Das Rad ist insgesamt recht klassisch harmonisch geworden.
ludo 01

Fürstenberg-Boitzenburg Rundfahrt in 2 Tagen

Dieser Herbst war nicht sonderlich schön. Nach den stürmischen Tagen, in den vieles verwüstet wurden und viele Bäume umfielen, stand auf der Wetterprognose ein Paar schöne Tage kommen. Meine Freundin machte sich an die Planung, buchte eine Übernachtung vom Sonn- auf Montag im Boitzenburg, kaufte Bahntickets ein. Der Zug vom Berliner Hauptbahnhof war ziemlich leer. Die Landschaft war verhüllt im Nebel. Ich mag Nebel anzuschauen, also eine schöne Zugfahrt.

Route Tag 1
Route Fürstenberg nach Boitzenburg

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Route von Fürstenberg nach Lychen habe ich mehrmals beschrieben. Am Piansee lagen einige Bäume noch auf dem Weg liegen. Ansonsten waren die Strassen bis einsame Waldwege gut geräumt. Das ist eine gute Leistung.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Im Wald ist eine pure Herbststimmung. Kurz vor Lychen hellt sich der Himmel langsam auf.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

„Kunstpause“ ist ein kleiner Laden in Lychen, aber mit einem netten Garten. Die Sonne kommt raus. Der Plan meiner Freundin geht voll auf, hier Mittag zu machen. Ich habe Würstchen mit Kartoffelsalat, sie Kürbissuppe. Es ist fast 20 Grad warm.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Es geht Richtung Feldberger Seenlandschaft, via Triepkendorf. Hier ist schon Mecklenburg. Sturm hat vielen Bäume Blätter weggefegt.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Und hier haben wir einen falschen Weg genommen und landete in Mechow. Ganze Zeit dachte ich, diesen Weg kenne ich irgendwie. Als ich die Kirche von Mechow sah, war es mir klar, daß ich woanders gelandet bin als geplant. Das kenne ich ja doch! Wir haben schon vor Jahren einmal in diesen Weg und ins Dorf verirrt. Wer hat die verwirrende Schilder an der Gabelung hinter Triepkendorf aufgestellt? Etwas staubig wirkt das Dorf, wegen der nicht geteerten und sandigen Dorfstrassen vielleicht.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Eine Frau mit Rucksack kommt zufällig vorbei, schön und so um 50. Meine Freundin fragt sie nach den Wege nach Carwitz. Sie sagt so und so sollen wir fahren, und dann fragt uns ob wir ihre Katze gesehen hätten. Oh leider nicht. Diese Ecke um Dorfkirche wirkt für mich etwas mysteriös. Hierher würde ich angelockt,, Und sie ist der erste und einzige Mensch, den ich in diesem Dorf sehe. Wenn ich allein gewesen wäre, hätte sie mir gefragt, ob ich mit ihr ihre Katze suchen würde,, Dann würde ich von diesem Dorf nie wieder rauskommen,,, Natürlich ist das alles banal, aber das Dorf regt meine Fantasie an, wirkt ein wenig wie die Filme von Lynch. Sorry Mechow, ich habe gar nichts gegen das Dorf. Ich komme bestimmt wieder hierher. Wir fahren aber weiter, wie die Frau beschrieben hat. Das sind auch genau die Waldwege, die wir vor Jahren fuhren, um aus dem Dorf zu entkommen,,
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Ich fahre ein umgebautes MTB mit aufrechter Sitzposition, denn mein linker Daumen ist gestaucht und tut weh, weil ich vor einer Woche einen Sturz hatte. Dieses Rad ermöglicht eine bequeme Sitzposition und eine entlastende Lenkerhaltung.

Angekommen an Carwitz, ein hübsches Dorf aber vollem Tourismus im Sommer, sehen wir einen schwimmen. Es kann sein, daß das Wasser noch nicht sehr kalt ist. Dorf ist ruhig, nur noch einige Urlauber sind hier jetzt.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Im Dorf kann man gut einkehren, aber wir fahren bis Hullerbusch, um dort in der Schäferei eine Pause zu machen. Wir nehmen Kaffee und Kuchen, plaudern mit Tischnachbarn, die heuer von Berlin nach Uckermark gezogen sind.

Der Rad- und Waanderweg entlang Schmale Luzin ist wunderschön.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Ab Wittenhagen fahren wir meist auf Strassen, manchmal auf Kopfsteinpflaster. Autoverkehr ist aber so gut wie gar nicht.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Die sonne geht langsam unter und die Umgebung wird in rötlichem Licht gefüllt.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Genau mit dem Sonnenuntergang kommen wir Boitzenburg an. Gasthof Zum Grünen Baum kennen wir schon. Schönes Gebäude, schlicht aber hübsch und gut eingerichtete Zimmer, gutes Essen. Bier zuerst, dann Haxe für mich, Pasta für meine Freundin, dann Creme Brûrée und Espresso, um den Magen zu schliessen. Zufrieden und müde fallen wir ins Bett. Es ist ganz ruhig.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Die Sonne scheint ins Zimmer. Wieder ein schöner Tag. Gemütlich frühstücken wir im warmen Licht. Heute fahren wir etwas weniger km, die Wege sind angenehmer.

Route Tag2
Route Boitzenburg nach Fürstenberg

Schloß Boitzenburg war Stammsitz von Familie von Arnim, sozusagen die beherrschende Adelsfamile über Uckermark, wo noch mehrere Schlösser/Burgen der Familie stehen. Das Renaissance-Schloß sieht ein wenig verbastelt aus, ist aber hübsch.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Schloß Boitzenburg war in der DDR-Zeit ein Erholungsheim der NVA. Nach der Wende ist es in privater Hand, hat einen Charakter des Kinder- u. Familienhotels, wobei bei der Sanierung einen Subventionsbetrug in Millionen gegeben haben soll. Eine Sache, was nach der Wende scheinbar oft vorkam.

Wir fahren den Radweg „Spur der Steine“, zuerst auf schön geschwungenem radweg neben Strasse, dann auf ehm. Bahntrasse, d.h. gerade und eben.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

LInks und rechts ist mooriges Naturschutzgebiet. Daß hier früher Eisenbahnzüge fuhren, ist das kaum vorzustellen. Es gibt noch alte Bäume, wie diese Eiche, die 500 Jahre alt sein soll, oder jene Lerche, eine der ältesten in Deutschland.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Am Warthesee machen wir eine kleine Pause. Über uns fliegen die Kraniche.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Weiter nach Metzeltin, dann durch Wald nach Gandenitz. Radeln unter fallenden gelben Blättern wie in Zeitlupe.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Im Alt-Placht steht ein kleines Kirchlein im Grünen, sonst nur noch eine brandenburgische Försterei(ehm. Gutshof) und ein Paar Häuser.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Am Platkowsee verläuft ein wie eine Autobahn ausgebaute Fahrradweg, gerade, eben und super geteert. Es ist bequem zum fahren, aber langweilig. Ab Zenssee wird der Radweg deutlich schöner mit viel auf und ab, kombiniert mit schönen Kurven.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Wir steigen ab ans Ufer, beim Waldhotel-Restaurant Sängerslust.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Der Uferweg ist nicht für Fahrrad gedacht. Man kann z.T. gut fahren, aber manche Stellen sind sehr eng und mit Baumwurzeln recht schwierig.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Wir seind sehr zeitig Lychen angekommen. Gasthof am Stadttor, wo wir Kleinigkeit essen wollen, macht erst 16 Uhr auf. Wir nehmen Platz auf einer Sitzbank am Ufer und geniessen die Sonne.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Zufrieden mit einem Bier und kleiner Fischsuppe machen wir uns auf den Weg nach Fürstenberg, wo wir in den Zug nach Berlin steigen. Der tiefen Sonne entgegen treten wir locker auf die Pedale. Ach, dasselbe habe ich schon mal geschrieben,,
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Cicli Bonnano

Seitdem er vor ein Paar Jahren zu meinem Stand auf der Messe kam und Fragen stellte, ist er im Gedächtnis geblieben. Und seitdem ich seine Rahmen auf diesjähriger Messe gesehen habe, wollte ich mal mit ihm zusammenarbeiten. Niccolò Bonanno, der junge italienische Rahmenbauer, der in Berlin lebt und arbeitet.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Und ich habe die Gelegenheit gefunden. Für ein rennradähnliches Stadtrad habe ich einen Rahmen entworfen, mit italienischem Rohrsatz seiner Wahl. Nico ist ziemlich gerade wie seine Rahmen, die minimal puristisch wirken. Sein Herz schlägt für leichte schnelle Räder. Er ist selber leidenschaftlicher Fahrer(und Höhenmetersammler). Stadtrad ist nicht so richtig sein Ding. Dieses Projekt liegt so für ihn im Grenzbereich. Aber wir sind zufrieden mit dem Ergebnis der Kollaboration, und ich denke, der Kunde wird auch zufrieden sein. Ich würde gerne wieder mit Nico zusammenarbeiten, für sauschnelle Stadträder.