Archiv für den Monat: Juni 2016

Thank you Caren Hartley!

Da ich Netz-faul und ganz altmodisch bin, mache ich nicht mal Facebook oder Instagram mit. Manchmal passiert aber, daß ich gerne kommunizieren möchte, aber nicht kann. So ist es hier auch eine zufällige Entdeckung und Danke-Sagen auf Umwege.
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Caren von Hartley Cycles habe ich auf der Messer Berliner Fahrradschau kennengelernt. Sie besuchte auch die Werkstatt in der Danziger Strasse. Späte Danke, auch für Ihre Instagram-Veröffentlichung. Ich mag ihre Arbeiten sehr. Sie ist originell, hat eine Sensibilität, die Fahrradwelt sehr gut gebrauchen kann.
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Und noch eine Zufallsentdeckung ;-). Caren als Marschall beim Tweed-Run.
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Rensch/Pairs Cycles, London 1935 -53

Wer sich an H.Rensch und Paris Cycles interessiert, stoßt sich eher auf Legende als Fakten an. Trotz großer Reputation auf deren Fahrräder bleibt vieles ungeklärt.

Harry Rensch, Grüchte nach ein Deutscher, Österreicher, Schweizer oder Elsässer, was alles nicht stimmt, fing an in Londoner Norden Rennräder zu bauen. Es war 1935 und er bekam ganz schnell seine Followers.

Schlagwort dieser Zeit ist „Continental Style“. Rennen in Massed Start war Traum für britische Rennfahrer, denn die Strassenrennen war hierzulande verboten.

Rensch besuchte angeblich 1935 Frankreich, und schaue dort u.a. neueste Technik des damaligen Rahmenbaus, Bronze Welding (=Fillet Brazing). Und sofort setzte er diese Technik für seine Rahmen ein.

Er war gerade 23 Jahre alt als er eigenen Shop aufmachte. Was er davor gemacht hat, weiss keiner. Nur das ist sicher, daß er für Hobbs arbeitete. Wo er Löten/Schweissen wie Metallarbeit gelernt hat ist unbekannt. Aber seine Rahmen war von Anfang an exzellent.

Er fing auch damit an, Bilamination anzuwenden. Offiziell sei Claude Butler der erste, der Bilamination-Technik benützt hat. Aber manche vermuten, daß Rensch zusammen mit Les Ephgrave, der damals bei Rensch gearbeitet hat, Bilamination entwickelt hat. Als Ephgrave Rensch verließ und zum Butler ging, nahm er diese Technik mit. Das bleibt auch Vermutung.

Rensch bekam schnell Reputation im Londoner Kreis. Sein Design war recht modern und von Franzosen beeinflusst. Er hatte auch extraordinär aufwendige Lackierung mit ineinander verlaufenden Farben. Dafür war der sehr künstlerischer Lackierer Harry Parr verantwortlich, der neben Fahrradrahmen auch andere Sachen lackiert hat.
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Es schien ein ständiges Kommen und Gehen von Mitarbeitern gewesen zu sein. In der Blütezeit seiner Werkstatt waren mehr als 10 Rahmenbauer/Handwerker am Werkeln.
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Bekanntestes Modell in der Vorkriegszeit ist „Tour de France“. Filet Brazed oder mit Bilamination(inspiriert vom Eiffelturm),, mit handgemachte Gabelkrone. Seine Tandem-Modelle waren auch schön wie filigran.
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In der Kriegszeit hat Rensch als Schweisser für Rüstungsindustrie an Werften gearbeitet. Was sein Fahrradgeschäft in der Zeit lief, oder nicht lief, weiss kein Mensch. Aber es müßte diese Zeit gewesen sein, daß er sein Geschäft statt H.Rensch „Paris Cycles“ umrannte. Rensch klang allzu deutsch und hat keinen guten Beigeschmack damals.

Und auch in dieser Zeit entwickelte er ein extravagantes Fahrrad, „Galibier“. Es gab in Großbritannien viel eigenwillige Rahmenentwicklungen, die keine Spinnerei, sondern Versuche von kurzem Hinterbau oder Ausbalancierung vom Komfort und der Steifigkeit dienen sollten.
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Die Rahmenform läst sich vermuten, daß die Steifigkeit am Tretlager etwas fehlen würde. Aber im Renneinsatz war Galibier erfolgreich. Nur einmal war der Rahmen am Tretlager gebrochen, als der talentierte Paris-Team-Fahrer Clive Parker, der selber diesen Rahmen gebaut hat, in Führung lag.

Rensch sagte, er hat die Idee von Jaques Schulzes „Funiculo“. Rensch hat Schulz in Frankreich getroffen und das revoltionäre Fahrrad begutachtet. Erster Prototyp von Galibier ähnelt sich recht stark an Schulzes Funiculo.
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Jaque Schulz Funiculo, Embach Collection

Nach dem Krieg war Konkurrenzkampf zwischen Rahmenbauer, vor allem in London, recht groß. Auch wenn das Fahrradgeschäft florierte, müssten sich Kleinere Werkstätte wie Rensch/Paris anstrengen, um weiter im Rennen zu bleiben.

In dieser zeit wurde Tandem ein wichtiges Modell für Paris Cycles. Modellpalette blieben aber fast unverändert überschaubar.

Und 1953 wurde Paris Cycles geschlossen. Das kam nicht zu plötzlich. Vorher war Rensch aus dem Geschäft geschieden. Seine Ex-Frau führte das Geschäft, wahrscheinlich mit der Absicht, es bald zu schliessen. Rensch, der eigentlich lustig fröhlicher Lebemann, der vielleicht weniger Geschäftsinn hatte, leidete an Diabetes und war schwach wie lustlos. Von seiner Frau war er schon längst geschieden, nachdem das gemeinsames Kind gestorben war. So verschwand Paris Cycles und damit ein Shooting Star des britischen Rahmenbaus sang- und klanglos aus der Fahrradwelt. Aufzeichnungen vom Geschäft ist nicht zu finden. Geblieben sind viele Grüchte und Legende.

Trotzdem gibt es ein Buch über Rensch/Pairs, zum Glück. Die Autoren versuchen durch mühsame Recherche Fakten zu sammeln. Ergebnis ist vielleicht nicht ganz befriedigend, aber Lesenswert:
Veteran Cycle Club Marque Album No. 3 RENSCH AND PARIS CYCLES

Ich habe einen Paris-Rahmen, der aber eine Obersized Innenlagerschale ohne Gewinde besitzt, welche für Bayliss Wileys „oil bath bracket unit“ ausgelegt ist. Das muß ich noch suchen.

Daß Kondor Cycles eine Weile von Tom Board Paris Galibier bauen ließ, ist eine andere Geschichte. Tom Board hat bei Rensch/Paris Rahmenabu gelernt. Und der Mitgründer von Kondor Cycles, Monty Young, war als Jugendlicher bei Rensch/Paris und war begeistert davon, vor allem in Galibier-Modell verliebt. So erfuhr das Modell später eine Renaissance.

Juni, Linden oben Falscher Jasmin unten

Juni duftet. Lindenalleen, wovon es in Berlin soviel gibt, sind gelbgrün wegen ihre Blüten und duften schwer sinnnesbetörend. Falscher Jasmin, was wiederum überall zu finden ist, duftet zwar leichter aber auch sinnlich. So wird das Radeln in der Stadt eine Freude. Leider geht es fast vorbei. Nächstes Jahr wieder. Bis dahin begnüge ich mich mit dem Lindenhonig.
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Neonleuchtorange

Knackig! Auffälliger als Feuerwehrautos. Für die Liebhaberin von allen Rottönen, mit feuerroter Haarfarbe und roten Fingernägeln. Kein Feuerlöscher, eher Zünder.
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Opal, wegen leuchtend orangener Farbe, und weil ihr dunkelrotes Erstrad Ruby heisst.
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Möglichst viele alte Teile wurden wieder eingebaut. Ausser welche, die kaputt waren. Aus meinen Teilkisten kamen ESGE-Ständer(gebraucht), Sattel(no name, gebraucht), Sattelstütze(no name, gebraucht), Gepäcklträger(von einem Peugeot), Lenker(Fahrradmanufaktur, gekürzt), Lenkergriff(von einem Motobecane), Innenlager(FAG, neu!), Bremshebel(neu!), Rücklicht(Spanninga, neu!). Kettenschutz habe ich in silber lackiert. Nun funktioniert alles, fährt gut, und sieht auch gut aus.
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immer wieder gerne

baue ich das bestehende Fahrrad um, und versuche mit wenigen Mitteln das Gesamtbild und Fahrqualität zu verbessern. Vorausgesetzt, ich habe Zeit für solche Projekte. Natürlich passen solche Projekte besser zur Winterzeit. Aber auch im Sommer habe ich mal und wieder einen Tag frei. Dann mache ich gerne solche Umgestaltung.
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Diesmal ein „INTER KING“, mit einem Berceau-Rahmen, wahrscheinlich eine deutsche Prudiktion aus den 80ern. Der Zustand ist nicht schlecht. Besitzerin hatte konkrete Vorstellung, Brooks Ledersattel(habe Pro S genommen), passende Lenkerband(Dixna Kunstleder braun), französischen Lenker(Velo Orange), Inverse-Bremsen(Tektro), Korb(Wald). Das reicht schon, um den Gesamteindruck grundlich zu verändern. Dazu neue Patentsattelstütze(alte war rostig), besser funktionierenden Stände(der alte war zu kurz), Kettenschutzblech aus Kunststoff reparieren(es war brüchig) und neue lackieren(Farbe war unpassend), hinteren Gepäckträger entfernen(macht das ganze leichter), Zughülle von Jagwire braided series(gibt gewisses etwas), Lampenhalter von Velo Orange(chic und originell), das war mein Vorschlag und mehr nicht. Kunst? liegt hier darin, nicht zuviel zu tun. Freilich könnte man noch etliche Teile auswechseln. Dann macht das ganze aber vielleicht weniger Sinn. Am besten, wenn es so wirkt als wäre das Rad immer so ausgesehen, und zwar hübsch.
p.s. Natürlich kommt es auch mal vor, daß ich sagen muß, „das wird sich nicht lohnen,,“

Modifizieren von DOLCE

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Hübsch harmonisch, aber nicht zu süßlich. So war das Thema der Modifikation von DOLCE. Insgesamt etwas weniger bunt und einheitlicher in der Farbgestaltung. technisch zwar praktischer mit Gepäckträger und Schutzblech, aber minimal bleiben. Schutzblech wurde auf minimaler Länge gekürzt und vorne gänzlich verzichtet. Ob es in der Praxis ausreichend ist, wird sich zeigen. Auch mit dem Gepäckträger. Ob es ausreicht, Ortlieb-Taschen o.ä. aufzunehmen. Oder ob es besser ist, mit einem Korb andere Gepäckformen aufnehmbar zu machen. Also, eventuell wird weitere Modifikation geben. Erproben in der Praxis, dem ständig verändernden Bedarf anpassen, verbessern und modifizieren. Das ist ein ständiger Prozess, wobei manchmal auch der Rahmen ausgewechselt werden müßte.
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