Archiv für den Monat: Februar 2016

Ehrenpreis unter (noch) winterlichem Himmel

Ehrenpreis 1
Am Wegerand und auf Wiesen sind sie nun zu sehen, winzig kleine blaue Blüten vom persischen Ehernpreis, eine total unscheinbare Pflanze, eher ein Unkraut. Man freut sich nun auf Krokuse, Hyathinthen und bald auf Narzissen. Aber auf Ehrenpreis achtet keiner, wobei die Blüte(betrachtet mit Lupen) recht hübsch ist. Ich mochte dieses unscheinbare Schönheit schon als Kind auf noch winterlichen Spaziergänge.

DSC_0167
Das erste Rad des Jahres ist ein Alltagsfahrrad, das viele Anforderungen auf hohem Niveau erfüllen soll.

Mit ihm wird der Herr im Anzug und Lederschuhen täglich in der Stadt zur Arbeit fahren. Das Rad wird fast täglich zur U- oder S-Bahn hoch-/untergetragen. Das Rad soll schnelle und flink zu fahren sein. Bergauf sollte man damit leicht zu bewärtigen sein. Gänge sollen leicht und präzis zu schalten sein. Gepäck(Notebook) sollte einfach zu transportieren sein. Termoskanne mit warmen Kaffee soll einen Platz finden. Bequem sollte man drauf sitzen können. Und es soll natürlich auch schön aussehen.
DSC_0116DSC_0117DSC_0129DSC_0137
Daraus entstand ein vollausgestattetes Fahrrad, das trotzdem nicht so schwer ist, obwohl hier Stahlsteuersatz, -vorbau wie -Lenker wegen gewünschter Haltbarkeit eingebaut wurde.
Auf Nabendynamo wurde verzichtet und dafür schöne Lampen von Lyzene ausgesucht, die in Sommermonaten zuhause bleiben können. Einen bequemen Sattel fand ich in Großbritanien, von Dawes, mit Geleinlage und verchromten Federn. Schaltung ist mit Shimano LX 9-fach hochwertig. Übnersetzung ist mit 44Z-11/34Z sehr variabel. Naben sind durable Tiagra 36L. 32mm breite Reifen von Schwalbe Road Cruiser ist sicher genug in der Stadt. Gepäckträger von Racktime/Tubus ist stabil genug für 25kg Last wenn es beansprucht wird.

So ist diese unscheinbare? Schönheit ein recht anspruchsvolles Fahrrad für dessen Bestimmung.
DSC_0144
Übrigens, Ehrenpreis heißt lateinisch „Veronica“, und auf Englisch „Speedwell“.
DSC_0145

LEVEL, Matsuda-san

LEVEL müßte mittlerweile nicht nur für Pisto-Fans bekannt sein, durch sein superpräzise Rennräder wie durch Auftritt auf NAHBS.
best track bike
Matsuda-san, der heutige Chef von LEVEL ist die 2. Generation von Matsuda Bicycle Factory, Ueno Tokyo. Man nennt sich nicht für umsonst als Factory. Nach dem Krieg hat der Familienbetrieb Matsuda Fahrräder in Serienpruduktion gebaut, keine Rennräder, sondern damalige Alltagsräder.
11747_471174316287499_1698993742_n
Tokioter Ortsteil Ueno und Umgebung war damals konzentrierter Standort der Fahrradindustrie. Aber die Zeiten änderten sich. Gesamte Fahrradindustrie ging bergab. Als Nachfolger des Familienbetriebes mußte Matsuda-san einen neuen Weg einschlagen. um zu überleben. Erst mit 30 ging er als Lehrling zu einem Meister. Dort lernte er durch Beobachten und Probieren, denn der Meister erklärte nicht so viel wie so oft die Handwerkmeister in Japan waren. 5 Jahre später fing er an, Rahmen für Keirin-Fahrer zu bauen, mit seinem neuen Markenzeichen LEVEL.
Level1-1_zps33394c2a


Dieser ziemlich ernsthafte Film vom StaatsTV(Ende 90er) zeigt Matsuda-sans Betrieb, noch im alten Standort unter der S-Bahn.
Er benützt seit 80ern Computerprogramm für den Rahmenbau. Er versucht die Toleranz innerhalb 0,5mm zu halten, beim Schneiden und beim Löten. Das ist ziemlich das höchste, was man bei Stahlrahmenbau vorstellen kann. Sein Ziel beim Keirin ist ganz klar, einen Rahmen zu bauen, damit der Fahrer gewinnen kann. Und seine Präzision wie sein Kenntnis wird auch von Profi-Fahrer sehr geschätzt. Das zeigt auch den großen Marktanteil von LEVEL-Rahmen innerhalb der S-Klasse-Fahrer(Spitzenkader). Er arbeitet mit Muffen oder Fillet-Brazing.
img_152320_935159_2img_152320_935159_3img_152320_935159_4img_152320_935159_5


Das ist aktueller Film über LEVEL und zeigt heutigen Werkstatt/showroom, nur 5 Minuten entfernt von der alten Werkstatt. Dort arbeitet er mit seinem Sohn und 1,2 Mitarbeitern, fertigt 10 bis 15 Rahmen im Monat an. Bei ihm haben auch viele Rahmenbauer gelernt, die sich später selbständig machten. Er ist kein exzellenter Redner, aber stiller Denker.
pict6
CIMG1696
_D3S3196
img_152320_962355_0

Auch in den Filmen kommen seine Originalräder vor, die er für Stadtgebrauch entworfen hat. Sein Interesse ist nicht nur schnelle Keirin- oder Rennräder. sondern Farrad für alle, auch für die ältere und gebrechliche Menschen, zwar nicht nur praktisch, sondern schön und für die Freude des Lebens.
level city liner 01

Ein LEVEL C-1 habe ich noch, das ein wenig an KLEIN Mantra oder an Jaques SCHULZ erinnert, ein originell hübsches Cityrad, in dieser Ausstattung eigentlich 1850,-, jetzt f. 1400,-.
count 008

Wer ein LEVEL-Maßrahmen möchte, kann ich die Bestellung aufnehmen, Track, Road oder C-1.
img_152320_935135_1

65 anniv
Dieser Rahmen ist Jubiläumsmodell zum 65 Jahre LEVEL/Matsuda, limitiert auf 10 Stck. (leider bereits ausverkauft)

Jack Taylor Cycles

jacktaylor001-copy
Jack Taylor Cycles in Stockton-on-Tees war einer der besten Rahmenbauer in GB. Jack Taylor baute anfangs Rennräder für sich selbst und für Freunde, denn sie waren begeisterte Rennfahrer.
Jack, Norman and Ken - an early race in Newcastle - wearing homemade cycling jerseys Jack, Norman and Ken – an early race in Newcastle – wearing homemade cycling jerseys

Dann später aber mehr Tourenräder und Tandems in sehr hoher Qualität. Drei Bruder Jack, Norman und Ken bauten ab 1936 bis 1990 Rahmen und Räder in ihrer Werkstatt(Rahmen wurde bis 2001 in ganz kleiner Menge weitergebaut).
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Dabei baute Norman die Rahmen, Jack machte Lackierung wie Beschreiftung/Linierung und Ken die Montage wie den Radbau. Ab 1942 firmierten sie Jack Taylor Cycles.
7662
7662_bb7662_front27662_seatclus7662_seatclus2
Ihre Räder waren für britischen Verhältnis recht kontinental-orientiert. Man sieht deutlich einen große Einfluß von französischen Fahrradbau wie Herse oder Singer. Damlas in GB war Massed Start Rennen auf öffentlichen Strassen nicht erlaubt. Jungentliche in GB hatten großen Sehensucht nach Strassenrennen wie auf dem Kontinent. „Continental“ war ein Schlagwort für britische Fahrradfreunde damals. Jack Taylor baute französische Teile ein und benützte sogar oft französischen Steuersätze(metrisch!). Das war in GB ganz selten.
taylors1930s
Die drei Brüder waren begeisterte Rennfahrer und nahmen auch das erste und noch nicht erlaubte britische 5-Etappen-Strassenrennen, organisiert von der neuen British League of Racling Cyclists (BLRC), die Alternative von NCU (National Cyclists Union), die alle Rennen in GB damals organisierte. Jack wurde respektabler Zehnter, andere Brüder etwas dahinter. Daraufhin wurden sie von der NCU für immer ausgeschglossen,,, Aber kontinentaler Einfluß wurde so deutlich so daß Massed Start Strassenrennen ab 1942 möglich wurde.
Ginudi-splined-crank-spindle
Nach dem Krieg herrschte Materialmangel. Es war schwierig Muffen zu besorgen. So fingen Taylors muffenlos zu bauen, mit fileet Brazing, die damals bronze welding genannt wurde. So sind die meisten Rahmen von Jack Taylor muffenlos.
Jerry-Colliers-1967-Jack-Taylor
1930s-Osgear-derailleur-systemAmbrosio-stem-and-engraved-barsGB-Courier-66-brakesGB-Courier-levers-with-adjusters
Bekann war der Rahmen mit gebogenen Sitzrohr „curved seat tube“, um den Hinterbau kurz wie möglich zu halten.
brothers
2504342242967709_2
tumblr_mghmpovKC21qakvm6o1_1280
Taylors bauten auch sehr viel Tandems, was in GB auch recht populär war.

Es gibt einen Film über Taylor Brothers, den BBC 1986 produziert hat. Manche Szenen in der Werkstatt sind recht interessant anzuschauen, wie sie gebaut haben.

GBwTrailer
Einen Reiseanhänger hatten sie auch im Programm. Das war ursprünglich von einem französischen Fahrradkonstructeur Goeland entworfen. Taylors hatten guten Kontakt mit Französen und baute anfangs im Auftrag dessen diesen Anhänger. Das kann mann als Urspung des heute noch ganz aktuellen Reiseanhängern ansehen.
jacktaylor001jacktaylor002jacktaylor003jacktaylor004

framesframes1jack2luglining3
norman 2OLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERA
Jack Taylor war auch in den USA recht populär als einer der Besten. So ist das auch ein Grund, daß sie bis 2000 überlebt haben. Sie bauten auch mal Mountainbikes, Tricycles, oder Nachbau von Paris Galibier. Das alles konnten sie sehr sehr gut.
JS50697315
Aber vor allem ihre humorvolle Art macht diese Marke recht sympathisch. Ich hätte vielleicht auch mal gerne ein Jack Taylor, curved tube, oder einen Tandem?
J-Taylor_brothers
Über Jack Taylor Cycles gibt es eine sehr informative Website. Hier steht ziemlich alles über diese Marke:
http://www.blackbirdsf.org/taylor/

Main d’Or Umbau

Main d’Or ist die Marke vom Rahmenbauer „Kessels“, Belgien, der auch für die „Marke Eddy Merckx“ Rennradstahlrahmen gebaut hat.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Bildmarke ähnelt sich sehr an Rudge’s Head Badge. Natürlich ist Rudge viel älter als Kessels.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Dieses Rad baute ich vor einigen Jahre auf. Der Rahmen ist hübsch und sehr leicht aus dem Reynolds 531 double butted Rohrsatz.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Nun soll es alltagstauglicher werden, vor allem mit Schutzblech, und Lampen. Da Kessels früher französisch anmutende Fahrräder gebaut haben, baute ich gehämmertes Schutzblech von Honjo, H-27. Manchmal wird Kopie besser als Original, auch wenn Original wie LeFol wie Cagnion heute noch respektabel ist.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Der alte Sattel war durch, ein neuer mußte her. Das ist Gelsattel von Dawes(natürlich made in Taiwan). Evtl. kommt doch ein alter Brooks B67 in Einsatz.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Gepäckträger? Hmm, vielleicht Velo Orange constructeur rack, falls gewünscht wird.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Natürlich habe ich für die Sicherheit gedachte kugelrunde Enden von Bremshebeln ausgeflext, einfach weil ich sie nicht mag.

Wie ein Rennrad sein sollte,,

Hier ein sehr schöner Blogeintrag von „Bike Snob HB„.

Viele Parameter stehen in Abhängikeit mit anderen und beeinflüssen gegenseitig.
Und letztendlich ist der Fahrer das wichtigste Element.
Da jeder Fahrer ein Unikum ist, sollte ein Fahrrad für ihn gefunden werden, das ihm gut
zusammen passt, physikalisch wie psychologisch.
Geschriebenes auf Fachzeitschrift/Testbericht/Werbung usw. sollte man für sich richtig interpretieren. Das ist gar nicht einfach.
Das Beste, was man machen könnte, ist viele Fahrräder auszuprobieren, soviel es geht.

palmer-cutting-riders-1
Fahrer und Fahrrad verschmelzen sich zusammen in eine Einheit. Das wäre ideal.