Archiv für den Monat: Februar 2018

Revolution um 1900


Das zeigt eine öffentliche Veranstaltung von Damenfahrradclubs in London 1899. Wenn man die Geschichte nicht kennt, sieht es vielleicht nur amüsant aus. Bis die „Safety“-Räder entwickelt wurde (das ist so ungefhär 1885), war das Radfahren auf Hochrad für Frauen fast unmöglich. Damit fuhren nur Artistinnen und ganz wenige Einzelpersonen, die keine Angst vor schlechten Ruf hatten.
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Das änderte sich schlagartig, als „Safety“-Räder mit pneumatischen Reifen auf den Markt kamen. Mit dem Herrenrahmen(Diamantrahmen) hatten die Damen Probleme, denn ihre Kleidung damals war ausgesprochen ungeeignet zum Radeln.
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Hosen tragen war undenkbar. Viel Beine zeigen war auch unmöglich. Gesellschaftliche Konvention waren sehr streng. Wenn man eigenen Ruf als Dame nicht ruinieren wollte, mußte man auf Radfahren verzichten. Bloomers mit Wollstrumpfe, die manche progressive Frauen trugen, wurde von der Gesellschaft nie richtig akzeptiert. Nur die Frauen, die Rennen fuhren, hatten sozusagen Kniebundhosen mit Wollstrünpfe an, weil sie Räder mit Herrenrahmen fuhren. Aber bald kam das Aus für Damennradrennen in vielen Ländern(auch in Deutschland), ausgerechnet weil die Radfahrerverbände Damenrennen verboten haben.
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Da kam aber Fahrradindustrie zuvor und stellte Damenrad vor. Das konnte man auch mit langem Rock fahren. Damit wurde der Damm gebrochen. Plötzlich wollten alle Frauen, nicht nur jung, Fahrrad fahren. Der innere Wünsche mußten sehr groß gewesen sein.
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Nun mußten die Frauen sich von Korsett befreien. Das Teil ist genauso schlimm wie Burka oder Fußbinde. Als Walzer und Galopp en vogue war, sind die Frauen beim Tanzen reihenweise ohnmächtig geworden, wegen Korsett! Das Zeug machte tiefes Atmen unmöglich. Ironischerweise wollten meisten Frauen selbst von dieser Kleidung nicht trennen. Es war Zeichen weiblicher Eleganz, die sie so aktiv betrieben hat(um Männer zu gefallen, einfach gesagt). Kompromisslösung wurde gesucht, um Konvention nicht allzuviel zu strapazieren, aber trotzdem praktischer und fahrtüchtig zu machen. Es hat einige zeit gedauert, bis die Frauen sich von Korsett gänzlich befreit haben.
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Damenfaahrrdclubs wurden gegründet. Innerhalb 10 Jahren bis 1900 ist das Radfahren bei Frauen so populär und fast selbstverständlich geworden. Das war eine Revolution. Dazu einige Zitaten:

„Das blitzschnelle Dahinfliegen durch eigene Kraft bietet ja besonderes der Anfängerin einen wunderbaren, fast zauberischen Reiz. Wer von uns hätte sich nicht schon gefreut, wenn es ihm gelang, einige gemächlich dahintrollende Sportskameraden „abzusägen“ und dann vergebliche Versuche derselben, der schneidige Fahrerin zu folgen abzuschütteln.“ (Amalie Rother, 1897)
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Tillie Anderson Shoberg wears a costume worn by women cyclists in the early 1890s. Shoberg was known as "Tillie the Terrible Swede." An immigrant from Sweden, Tillie was known as the best female bicyclist in the late 1800s. She competed until 1902 when the League of American Wheelmen banned women from racing. Photo circa Aug. 27, 1935. (Chicago Tribune historical photo) ....OUTSIDE TRIBUNE CO.- NO MAGS,  NO SALES, NO INTERNET, NO TV, CHICAGO OUT, NO DIGITAL MANIPULATION...
Tillie Anderson Shoberg wears a costume worn by women cyclists in the early 1890s. Shoberg was known as „Tillie the Terrible Swede.“ An immigrant from Sweden, Tillie was known as the best female bicyclist in the late 1800s. She competed until 1902 when the League of American Wheelmen banned women from racing.

„Das Bicyle hat zur Emanzipation der Frau…. mehr beigetragen als alle Bestrebungen der Frauenbewegung zusammen.“ (Rosa Mayreder,österreichische Frauenrechtlerin, 1905)
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„Ich glaube, daß die Benutzung von Fahrrädern dabei ist, unsere Sitten tiefgreifender zu verändern, als man sich allgemein noch im Zweifel ist. Alle diese junge Frauen, all die jungen Mädchen, die losfahren und den Raum erobern, hängen einen Großteil des häuslichen Lebens, des Familienlebens an den Nagel.“ (Sarah Bernhardt, 1896)
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„Wenn irgend etwas den deutschen Charakter ändern kann, so ist es die deutsche Frau. Sie selbst ist dabei, sich sehr rasch zu verändern – fortschrittlich zu werden, wie wir sagen. Noch vor zehn Jahren hätte keine Frau, die ihren guten Ruf hütet und noch auf einen Ehemann hofft, ein Fahrrad bestiegen. Heute sausen sie zu tausenden durch die Lande. Die alten Leute schütteln die Köpfe über sie; aber die jungen Männer, stelle ich fest, holen sie ein und fahren an ihrer Seite.“ (Jerome K. Jerome, 1899)
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„Offenbar lernt jede Frau in London, Fahrrad zu fahren. Die Straßen und Parks hallen von den Schreien wieder,,“ (Jerome K. Jerome, 1895)

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Pierre et Marie Curie devant leur maison de Sceaux en 1895 /photo Boyer-Viollet /sc

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„Ihm verdankt unsere Frauenwelt die freiere Stellung, die sie heute in der Öffentlichkeit wahrnimmt. Das Fahrrad holte die Haustöchter vom Strickstrumpf und hinter dem Kochtopf weg und führte sie mit Bruder und Freund hinaus in die freie Natur, machte unsere Mädels frei von der ständigen Aufsicht der Mütter und Tanten und erzog sie zu selbständigem Handeln. Unsere Frauen sollten daher dem Fahrrad ein Denkmal setzen, denn es hat gerade für sie so viele alte, hemmende und hindernde Vorurteile, so vieles, was sich, Gott weiß aus welchen Gründen, nicht schickte, vom alten wurmstichigen Thron gestoßen, hat unseren Mädchen die Möglichkeit gegeben, sich außerhalb des Hauses frei zu bewegen und hat damit auch den Boden für die freie Berufstätiggkeit der Frau geebnet.“ (Georg Hermann, 1901)
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Alle Zitaten hier habe ich aus den Büchern von Herrn Lessing entnommen, alle Fotos/Bilder aus dem Netz.

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Freilich war Radfahren erst nur für gut situierte Damen(und natürlich Herren) vorbehalten(wie viele Fotos das deutlich zeigen). Fahrrad war teuer. Aber es wurde rapid preisgünstiger so daß 1910 fast jeder in Deutschland Fahrrad leisten konnte. Das vergrößerte den Kreis radfahrenden Frauen sehr schnell.
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Und, merkt man, daß diese Art Damenräder seit 120 Jahren kaum geändert heute noch angeboten werden?

Es gibt auf dem Netz einige Sites, di sich auch mit der Geschichte des Damenradfahrens beschäftigen:
http://www.oldbike.eu/emancipation/?page_id=1474
https://cyclehistory.wordpress.com/2015/01/30/women-on-the-move-cycling-and-the-rational-dress-movement/
http://www.sheilahanlon.com/

Reh sucht Ricke

Auch für kleinere Personen ist die Rahmenform MERAL eine schöne Rettung.Für Schrittlänge von 72cm müßte man bei normalem Diamantrahmen max. 47cm Rahmenhöhe berechnen, um über den Oberrohr stehen zu können(28″ Bereifung). Bei MERAL-Rahmen kann man problemlos 50 oder 51cm Rahmenhöhe gewähren, damit die Proportion ausgewogen bleibt. Eine ausgezeichnete Lösung für diejenige, die auf Vorteil von 28″ Bereifung nicht verzichten möchten.
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Nicht nur für den Alltag, auch für mehrtägige Radreisen soll es eine hübsche Begleiterin werden. Dafür wurde der Gepäckträger zusammen mit der Tasche extra passend entworfen.
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Antrieb wie Verzögerung ist bestückt mit hübschen aber praktischen Teilen so daß trotz klassischem Aussehen ein Problemloser Betrieb im Alltag gewährleistet wird.
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Rando-Lenker von Grandbois, zusammen mit Dia-Compe Guidonett /Hand Grip, verspricht eine komfortable Körperhaltung.
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Farbgebung finde ich ausgesprochen französisch und dezent, ist eine hübsche Ricke geworden.
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Pane, Amore e Fantasia, 1953 IT

1950er in Italien, dort fuhr jeder Fahrrad. In Kinofilme aus dieser Zeit, vor allem wenn es volksnah sein sollte, spielte Fahrrad oft eine wichtige Nebenrolle. Hier in diesem Film auch. Hauptfigur(Vittorio De Sica), der aus der Stadt versetzte Polizeichef, fährt ein Fahrrad mit Hilfsmotor, weil es sich in einem bergischen Dorf(gedreht in Castel San Pietro Romano) spielt. Über dieses Fahrrad komme ich später zurück,, In den 60er spielt das Fahrrad seltener eine Rolle in Kinofilme. Statt dessen wurde Automobil und Motorrad als wichtige Liquisite herangenommen.
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Der Polizeichef versucht bei einer attraktiven Hebamme Annarella, ihr Interesse zu gewinnen, was schließlich auch gelingt. Dafür bewirkt sein Fahrrad ganz aktiv mit. Ohne Fahrrad wird dieser Film gar nicht funktionieren. Die Szenen, in den er Annarella von ihr zur Geburtenhilfe und zurück auf seinem Rad fährt, sind knisternd erotisch(vielleicht heute nicht mehr, aber in den 50ern bestimmt sehr), auch wenn sie sich seinem Interesse lange widersetzt. Auf youtube habe ich nur Fragmente gefunden. Es gibt DVD in Deutsch unter „Brot, Liebe und Fantasie“.
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Fast 40 Jahre später gibt es eine nachahmende Szene auf „Stanley & Iris“ zu zweit auf einem Rad. Natürlich kommt man näher.

Und sein Fahrrad, vielleicht ein Legnano, hat einen Hilfsmotor, Mosquito von Fa. Garelli, oder ähnliches(bin nicht sicher). Dieser Hilfsmotor war nachträglich einzubauen, wurde an sehr vielen Rädern eingebaut, wie Bianchi, Legnano u.a. Er hatte lange Produktionsdauer, ab 1938 bis 1992 in mehreren Variationen. Er war simpel, leicht und sparsam, und hat die Kraft durch eine Reibrolle an Hinterrad übertragen, wie später auch beim Solex (allerdings an Vorderrad) angewendet wurde. Auch Soichiro Honda hat damit angefangen, Fahrrad mit Hilfsmotor zu bauen. Nun sollte die Entwicklung in eine andere Richtung gehen.
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Es kann ein Vorbild für heutige E-Bikes sein. Nur Abgaswerte waren schlecht. E-Bikes müssen deutlich besser sein als Fahrrad mit Mosquito-Motor. Mit altem Mosquito ausgestatetes Fahrrad in einem guten Zustand ist heute begehrtes Sammlerobjekt.
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Musik liegt in der Luft

Ein Freund hat bei Tagestouren immer seine Ukulele mitgenommen. Auch wenn er nur 5 Minuten das Zeug spielte, war es für ihn wichtig. Ich habe manchmal Mundharmonika dabei, aber gespielt habe ich selten. Ich pfeife beim Radeln oft, oder summen/brummen (singen werde ich das nicht bezeichnen). Fahrtwind wirkt einladend, ein wenig musikalisch zu sein. Ob man richtig den Ton trifft, ist ja nicht so wichtig.

Manchmal habe ich Gedanken gemacht, was könnte man mitnehmen, um ein bißchen Musik zu machen. Ukulele finde ich schon groß, auch wenn es leicht ist. Mdelodica/Pianica/Pianola(was ist eigentlich die richtige Bezeichnung dafür??) könnte gehen, Blockflöte auch. Irgendwas zum trommeln? kleine Tabula, Kastagnette? Maultrommel, der ist nicht ganz einfach zu spielen. Oder Kazoo, der ziemlich einfach und lustig ist? Oder einfach Grasblatt falten und blasen.

Aber eigentlich ist es am schönsten, beim Radeln zu singen oder pfeifenm. Vielleicht weil man sich auf dem Sattel frei fühlt. Instrumente mitzunehmen ist etwas anders, denn das spielt man wenn man Pause macht. Auf alle Fälle liegt die Musik in der Luft, wenn man radelt.